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Bergsteigen in der Atacama Wüste in Chile

Raimund Moser berichtet über die Südamerika-Tour der Sektion Tittmoning.

Am 15. Januar 2007 machten sich vier Mitglieder der DAV Sektion Tittmoning und ein Teilnehmer
der Sektion Traunstein auf den Weg nach Chile, um in der Atacama Wüste eine Anzahl von Bergriesen
zu besteigen. Höhepunkt sollte die Bezwingung des Ojos del Salado werden, der mit 6.893 m die benachbarten
Gipfel deutlich überragt.

Zuerst jedoch, möchte ich die Teilnehmer der individuell organisierten Tour vorstellen: Rita Kramhöller,
Hans Schmid, Hans Thalhauser und Raimund Moser aus Tittmoning sowie Michael Kerle von der Sektion
Traunstein. Diese Tour wurde von mir stellvertretend für unsere Gruppe mit einer chilenischen Agentur
ausgearbeitet und durchgeführt. Anders als bei Standarttouren der Ojos-Besteigung, die meist mit einem
Aufenthalt in Santiago, San Pedro di Atacama und bei den Tatio Geysiren verbunden sind, haben wir diese
Orte ausgelassen und haben direkt nach unserer Ankunft in Chile, mit dem Bergsteigen und somit auch mit
der Akklimatisation begonnen.

Den langen Flug ab Frankfurt über Santiago nach Copiapo haben wir alle gut überstanden, von Madrid bis
Santiago de Chile als Nonstoppflug. Am Flughafen in Copiapo wurde uns schnell deutlich, das wir uns direkt
schon in der Wüste befinden, mit Temperaturen um die 40 ° C. Insgesamt waren wir von Tittmoning aus bis zur
Hotelankunft in Copiapo 33 Stunden unterwegs gewesen. Nach dem Verstauen unseres Gepäckes, einer erfrischenden
Dusche und dem Auspacken unserer Sommersachen ruhten wir uns erst mal im schattigen Hotelinnenhof aus.
Der Innenhof war an zwei Seiten mit leuchtend roten Bougainvilleas bewachsen, die einen farbenprächtigen
Kontrast zu dem doch sonst eintönigen Graubraun der umgebenden Wüste und der Stadt darstellten.
Später besichtigten wir die „Plaza“, die Innenstadt Copiapos. Hier gefiel uns die Kirche mit dem dahinter liegenden
Park recht gut. Im Park bestaunten wir riesige alte Bäume, unter anderem Pfefferbäume, Palmen und blau blühende
Trompetenbäume. Zum Abendessen fanden wir ein schattiges Lokal, wo wir unseren Durst und Hunger stillen konnten.
Nach der langen Anreise und der Zeitumstellung ging es an diesem Abend zeitig ins Bett.

Am nächsten Tag hatten wir noch etwas Zeit für einen Stadtbummel. Unter anderem besichtigten wir die älteste
Lokomotive Südamerikas, die 1851 auf der Strecke von Copiapo nach Chaldera entlang der Küste verkehrte, und
hauptsächlich Kupfer- und Eisenerz transportiert.

Pünktlich um 11:00 Uhr wurden wir dann abgeholt. So, nun konnte das Abenteuer Ojos del Salados beginnen!
Zwei Geländewagen waren schon bepackt mit Zeltausrüstungen, Matten, Essen, Getränken, Treibstoff,
Küchenausrüstung, Klappstühlen und Tischen, denn unsere Tour war für drei Wochen angesetzt. Wir luden noch
unser Gepäck und die Rucksäcke auf und endlich konnte es losgehen. Unser Team bestand aus zwei Führern
und einem Fahrer. Der erste Führer war gleichzeitig auch für unsere Verpflegung zuständig, der zweite Führer
unterstützte unseren Fahrer bei der Fahrt über die staubigen Wüstenpisten.

Den ersten Stopp legten wir nach circa 60 km in Puquios, einer verlassenen Minenarbeitersiedlung aus den zwanziger
Jahren, ein. Den Überresten der Siedlung konnte man entnehmen welche Baumaterialien man für die einfachen Häuser
verwendet hatte. Es war nur Erde mit Grasbüschel – die sicher vom nahe gelegenen Oasental stammten –
Sand in Verbindung mit Salz und Wasser. Haltbar war dieses Baumaterial nur wegen der trockenen Luft, denn
Niederschläge gibt es kaum in der Atacama Wüste, die zu den trockenste Wüsten der Welt zählt, wenn sie nicht
sogar überhaupt die trockenste ist. Kurz nach Copiapo hörte die Teerstraße auf und es begann die Piste.
Zuerst konnten wir gar nicht glauben, dass dies nur eine Sandstraße sei, glänzte sie doch dunkel wie eine Teerstraße.
Uns wurde jedoch gesagt, dass die Piste aus den gleichen Materialen, wie die Häuser in Puquios hergestellt ist, nämlich
aus Sand, Salz und Wasser und die durch die trockene Luft hart wie Beton wird. Auf diesen glatt gehobelten Pisten
lassen sich mit dem Geländewagen auf gerader Strecke Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h erreichen. Diese Straße
ist eine internationale Verbindungsstraße zwischen Chile und Argentinien auf der zahlreiche LKWs Güter transportieren.
Die Piste steigt bis zum Paso des San Francisco auf fast 4.800 m an und kurz vor der Passhöhe liegt der See
Laguna Verde, an dessen Ufern wir später unsern Lagerplatz aufschlugen. Von Copiapo bis zum Pass sind es 270 km
und nach dem Pass, auf argentinischer Seite, führt die Piste nochmals über 200 km weiter durch die Wüste, ohne dass
es eine Siedlung, ein Lokal, eine Tankstelle oder ein Laden gäbe. Auf dieser etwa 500 km langen Strecke durch die Wüste
sollte man folglich ausreichend Treibstoff, Trinkwasser und Essen mit dabei haben.

Beim nächsten Stopp wurden wir von unserem Team mit einem vorzüglichen Essen überrascht. Die gute Verpflegung, bei
der man sogar unter verschiedenen Getränken wählen konnte, setzte sich die nächsten drei Wochen fort. Wir erhielten
abends immer komplette Menüs mit Gemüse und verschiedenen Salaten, morgens ein kräftiges Frühstück und unterwegs
auf unseren Touren entsprechende Marschverpflegung.

Auf der Weiterfahrt zum Oasental La Puerta wechselte urplötzlich das Landschaftsbild. Die trockene Wüste wich einer sanften
Graslandschaft und durch das Grün schlängelte sich ein kleiner Bach, der später in der Wüste wieder versiegte. Früher wurde
diese Oase landwirtschaftlich genutzt; heute trifft man jedoch eher selten auf einen Viehhirten. Es ist schon interessant,
woher das Wasser kommt, gibt es doch rings umher nur steinige Wüste, mit Sand, Gestein und Geröll. Plötzlich aber
taucht ein kleines Rinnsal auf, dass gleich das ganze Landschaftsbild verändert.

Die Straße führte nun langsam ansteigend höher zum Valle Chico, auf 3100 m Höhe. Hier schlugen wir den ersten Lagerplatz
dieser Tour auf. Zuerst war Zeltaufbau angesagt! Drei Zweimannzelte für uns, und ein Mannschaftszelt in dem unser Team
schlief und das zugleich als Essens- und Aufenthaltszelt fungierte. Wir mussten alle mit anpacken und am Anfang hatte
fast jeder Schwierigkeiten mit dem Zeltaufbau. In den nächsten Tagen und Wochen stellte sich dabei eine Routine ein.
Bevor das Essen zubereitet wurde, haben wir noch eine Bergtour in die direkt vor uns aufsteigenden Hänge gemacht,
bis auf eine Höhe von 3.700 m. Damit haben wir schon einen Tag nach Ankunft in Copiapo mit unserem Akklimatisations-
programm für die Besteigung des Ojos del Salado (6.893m) begonnen.

Am Morgen des nächsten Tag kletterten wir auf die Berge des Gegenhanges. Anfangs fehlte uns der rechte Sinn, warum
wir den Geröllhang mit einer Höhe von 3.600 Metern direkt nach oben gehen sollten, aber dann wurde uns bewusst,
dass unsere bevorstehenden Bergtouren hier alle so aussehen würden. Sand, loses Gestein und Geröll machten die
Anstiege ungemein Kraft raubend. Vom Gipfel des erklommenen Berges sind wir zu einem benachbarten Tal abgestiegen,
besser über die Sandreißen und Geröllhängen „abgefahren“. Ist auch ein schönes Vergnügen, die steilen Hänge auf direktem
Weg hinunter zu sausen! Im Tal wurden wir von unseren Fahrern wieder abgeholt.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter Richtung Laguna Santa Rosa. Die Straße zum Paso Maricunga auf 4.200 Metern
stieg nun deutlich steiler bergan, und die Kurven wurden immer enger. Auf der Passhöhe entluden wir unser Gepäck und
stiegen etwa eine Stunde bergab zu unserem neuen Lagerplatz am See auf 3.800 m Höhe.

Lagerplatz Laguna Santa Rosa (3800m) mit dem bestiegenen Gipfel „Pastillitos“ (4887m)
(Mitte Hintergrund) Laguna Santa Rosa mit Flamingos. Im Hintergrund Cerro, abk: Co. Tres Cruces (6753m)
Marsch über die Salzkruste der Laguna St. Rosa

Ziel des dritten Tages war der Cerro Maricunga mit 4.887 Metern auf dessen Weg ein 4.700 Meter hoher Gipfel zu überwinden war.
Auf einer anderern Route ging es zurück ins Lager an der Laguna Santa Rosa, einem Salzsee, der teilweise mit einer Salzkruste
überzogen ist. In der Nähe befand sich der riesige „Salar di Maricunga“, ein ausgetrockneter Salzsee.

Der vierte Tag war quasi ein Ruhetag. Wir wanderten den Salzsee entlang und fotografierten zahlreiche Flamingos und einzelne
Vicunas, die kleinste Lamaart, die bis auf eine Höhe von 5.000 m anzutreffen ist. In der Laguna spiegelte sich der dreigipfelige
Schneeberg „Tres Cruses“, dessen höchster Gipfel 6.753 m misst. Am Ende des Salzsees sind wir über die Salzkruste auf eine
Halbinsel gewandert und zu einem Aussichtspunkt hinauf gestiegen. Von hier hatten wir einen herrlichen Blick auf unser Camp,
die Berge die wir gestern bestiegen hatten, die ringsum liegenden Berge, den Salzsee und auf den „Salar“. Beim Gang über die
Salzschicht des Sees war uns doch etwas mulmig, da wir erfahren hatten, dass die Salzkruste nur einen halben Meter dick war.

nahe des Wasserfalles, mit Vicunas
Laguna Negro del Francisco (4250m)
im Hintergrund Co. False Azufre (5700m)

Am nächsten Tag fuhren wir 60 km weiter zur Laguna Negro Francisco auf 4.200 m Höhe. Hier konnten wir in einer Hütte schlafen,
mussten also keine Zelte aufbauen. Am gleichen Tag noch stiegen wir an „unserem“ Hausberg, dem „Tres Ermano“ ( 5.023 Meter)
bis auf eine Höhe von ca. 4.700 Metern auf.
Wüstenlandschaft, Anstieg zum Jeveche (5700m), im Hintergrund Co. Copiapo (6088m)

Am sechsten Tag unserer Reise ging es zuerst auf einen Berg mit 4.877 m Höhe, und dann auf den „Tres Ermano“,
unseren ersten Fünftausender. Am nächsten Tag folgte mit dem „Jeveche“, 5.800 m, ein weiterer Fünftausender,
den wir aber nur bis auf eine Höhe von 5.700 m hinauf stiegen. Abends, kurz nach Einbruch der Dunkelheit konnten
wir von unserem Lager aus ein seltenes Naturschauspiel am Himmel beobachten. Ein riesiger Kometeschweif, der
nur auf der südlichen Erdhalbkugel zu sehen war, zog sich über ein Viertel des Nachthimmels hin. Zuhause erfuhren
wir, dass es sich hierbei um den Kometen Mc Naught gehandelt hatte, der im August 2006 von einem Australier
entdeckt worden war. Dieser Komet ist seit 46 Jahren der hellste und seit 70 Jahren der zweithellste Komet, der je
von der Erde aus zu sehen war. Im übrigen ist die Betrachtung des Sternenhimmels von der Wüste aus wegen des
fehlenden Streulichtes, dem Lichteinfall aus der Umgebung, ein besonderes Erlebnis. Daher betreibt die deutsche
Sternwarte hier in der Atacama Wüste in La Silla ein Riesenteleskop zur Beobachtung und Erforschung fremder
Galaxien. Das Sternbild „Kreuz des Südens“ ist hier am Nachthimmel ebenso dominant zu sehen, wie bei uns der
„Große Wagen“.

Am Dienstag, dem 23. Januar, wechselten wir erneut unseren Lagerplatz. Die Strecke führte Richtung Laguna Verde
(4.250m), vorbei am südlichen Ende des „Salar di Maricunga“ zum „Rio Lamas“ (4.200m). Hier in der Wüste einen
Wasserfall mit einer Höhe von ca. 10 Metern und einer Breite von 5 Metern vorzufinden war schon verblüffend.
Nachdem wir am Bach Rast gemacht und uns gestärkt hatten, ging es auf Fotopirsch auf die zahlreiche Vicunas.
Später hatten wir noch Gelegenheit mit einem Bad die Temperatur des Bachwassers zu testen, die so um die +40 °C
gewesen sein dürfte. Auf unserer Fahrt zur Laguna Verde auf 4.250 Metern hatten wir Gelegenheit das Hauptziel
unserer Reise, den „Ojos del Salados“ (6.893m) das erste Mal in seiner ganzen Größe zu sehen.
Nach einigen Fotopausen erreichten wir gegen Abend den Lagerplatz. Es war wirklich ein traumhafter Anblick,
den türkisgrüne See, umgeben von zahlreichen Fünf- und Sechstausendern vor sich liegen zu sehen. Das Besondere
am Laguna Verde ist das warme Wasser, das aus heißen Quellen in den See fließt. Am Ufer werden diese Quellen
in kleinen Becken gesammelt, mit einer Steinmauer umgeben so kann man gegen den kalten Wind geschützt auf
4.250 Metern Höhe ein wohltuendes Bad genießen. Die Wassertemperatur liegt bei etwa 40 – 50 ° C.

Wasserfall in der Wüste auf 4200m Laguna Verde (4345m), letzter Lagerplatz vor der Ojos-Besteigung

Blick aus dem Zelt
Mitte: von Windmauern geschützte Thermal- quellen
Hintergbrund: Co. Erimitano (6147m) Thermalquellen

Der Aufstieg zum „Mulas Muertas“ auf beachtlichen 5.897 Metern, am am nächsten Tag war sehr mühsam.
Trotz vieler Absätze, mit losem Sand und Geröll, erreichten dennoch zwei Mitglieder unserer Gruppe den Gipfel.
Durch das übersichtliche Gelände war es jedem jederzeit möglich gewesen ins Lager umzukehren.

Nach einer größeren Tour gab es einen Ruhetag, den wir nutzten, um am See entlang zu wandern und Fotos zu knipsen.

Am Freitag, dem 26.Januar 2007, stand schließlich der erste Sechstausender auf unserem Programm.
Der Anstieg zum 6.187 Meter hohen „Ermitano“ verlief in etwa so wie bei den vorherigen Bergen. Über Absätze,
loses Geröll, Sand, mehr rückwärts rutschend als vorwärts gehend ging es langsam voran. Erst ab 5.500 m wurde der
Pfad kompakter. Nach Überquerung einiger Schneefelder, erreichten wir nach 5 ¼ Stunden den Gipfel des „Ermitano“.
Die Freude war groß, als wir den ersten Sechstausender auf unserer Reise erreicht hatten. Immerhin hatten es vier
Mitglieder unserer Gruppe geschafft ca. 2000 Höhenmeter zurückzulegen.

Anstieg zum Erimitano (6147m), kurz vor dem Gipfel.
Hintergrund: linksMulas Muertas (5897m),
Mitte: El Muerto (6488m), Ojos del Salado (6893m)
rechts: Vicunas (6067m), ganz rechts: Barranca Blancas (6149m) auf dem Gipfel des Erimitano (6147m)

Anfangs hatten wir noch überlegt, zu einem weiteren Sechstausender weiter zu gehen, aber wegen der großen
Entfernung und den mühevollen An- und Abstiegen haben wir die Idee rasch fallen gelassen. Entlohnt für die
Strapazen wurden wir durch eine fantastisches Gipfelpanorama mit dem Laguna Verde, (5872m), Cerro Laguna Verde,
dem Co. Pena Blanca, 6030 m, und den bekanntesten Gipfeln um den Erimitano, wie dem Co. San Francisco, 6018 m,
dann Incahuasi 6.610 m, El Fraile 6.061 m, Mulas Muertas 5.897 m, Cerros de Barrancas Blancas 6.119 m,
Vicunas 6.067 m, Tres Cruces 6.753 m, El Muerto 6.488 m und dem Ojos 6.893 m.

So starteten wir am darauf folgenden Tag in Richtung Ojos. Vorbei an der früheren Grenzstation Murray ging es hinauf
zum 1. Lager, auf 5.200 m. Nach dem Zeltaufbau stiegen wir noch einige Hundert Meter hinauf zu einem gefrorenen
Bach. Der Büßerschnee hier gab zur Abwechslung ein anderes Bild als immer nur Sand, Geröll und Felsen. Das Schlafen
auf einer Höhe von 5.200 m, bereitete uns weniger Probleme als befürchtet, waren wir doch alle mittlerweile gut akklimatisiert.

Kraterrand des Ojos del Salado (6893m) vom
2. Lager aus auf 5850m fotografiert Ojos del Salado, vom 1. Lagerplatz aus

auf ca. 6000 m, nahe 2. Lagerplatz, „Penidentes“ Büßerschneeformationen
Hintergrund: Mitte: Pena Blanca (6030m), Erimitano (6147m), links: Muertas Mulas (5897m) Steigeisen anlegen auf einer Höhe ca. 6500m am Ojos

Am nächsten Tag ging es weiter zum 2. Lager auf 5.850 m Höhe. Der Anstieg zum 2. Lager diente auch zum Transport
eines Teils unserer Ausrüstung und natürlich auch der weiteren Akklimatisation. Am 2. Lagerplatz hatten wir das Glück,
dass ein vorhandener Blechcontainer als Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden konnte, und wir uns einen erneuten
Zeltauf- und Zeltabbau ersparen konnten. Am Folgetag stiegen wir erneut zum Lager 2 auf und haben hier übernachtet,
um am kommenden Tag zeitig in der Frühe den Aufstieg zum Ojos zu beginnen. Wir kontrollierten nochmals unsere
Ausrüstung und verstauten das Wichtigste im Rucksack. Dann legten wir uns zeitig schlafen, denn wir wussten, der
Aufstieg zum Gipfel würde anstrengend werden.

Am Mittwoch, dem 31.Januar 2007, noch bei Dunkelheit sind wir im Schein der Stirnlampen bei prachtvollem Sternenhimmel
losmarschiert – leider erst um 5:45 Uhr, statt wie geplant um 5:00 Uhr. Die Führer legten ein gleichmäßiges Tempo vor,
das für den Anfang sicher zu langsam erschien, aber wie sich später herausstellte als für solche Höhen notwendig war.
Durch das uns schon bekannte auf und ab im welligen Gelände mit Geröll, Sand und Gestein kamen wir dennoch gut voran.
Erst bei etwa 6500 m Höhe haben wir eine längere Pause eingelegt.
Hier trafen wir auf sehr harte Schneefelder, die es ratsam erschienen ließen, Steigeisen anzulegen, die wir dann bis zum
Gipfel nicht mehr abgenommen haben. Die Pause wurde auch genutzt, um zu fotografieren. Es kostet schon Überwindung,
bei dieser Kälte den Fotoapparat aus dem Rucksack zu hohlen, zeigte das Thermometer um 11.00 Uhr mittags auf -17 ° C.
Bis zum Rastplatz sind alle Teilnehmer unserer Gruppe angekommen. Auf einer Höhe von 6.500 Metern stellten sich bei einem
Teilnehmer plötzlich Höhenprobleme ein und wir mussten ohne ihn weitergehen. Es ging langsam voran. Schnelleres gehen
wäre hier auch nicht mehr möglich gewesen. So erreichten wir nach gut zwei Stunden im flacheren Gehgelände den Kraterrand.
Hier haben wir uns nochmals gestärkt und haben vom Gipfelaufbau des Ojos Fotos gemacht.

kurz vor dem Gipfel des Ojos am Krater die letzten Meter des Gipfels, Blockkletterei, auf einer Höhe von ca. 6860m

unsere Gruppe am Kraterrand auf ca. 6700 m, blick auf den Krater

Der Ojos ist der höchste noch aktive Vulkan der Welt und trägt daher auch den Namen Nevado (Vulkan) Ojos del Salado.
Da ein Teil des Kraters vor langer Zeit eingebrochen ist, trägt der Kamineffekt dazu bei, dass am Gipfel ständig ein starker
Wind weht. Vulkanische Aktivitäten konnten wir am Ojos keine feststellen, nur auf der argentinischen, südlichen Seite soll
es vereinzelt noch vulkanische Aktivitäten geben.
Nach einer weiteren Stunde waren wir vom Gipfel, nur durch ein Fixseil getrennt, das über 20 – 30 m Blockkletterei
im 2. Schwierigkeitsgrad auf den höchsten Punkt führt. Da hier in Gipfelnähe ein furchtbarer Sturm blies, der seine Ursache
im besonderen Gipfelaufbau des Ojos hat, entschieden unsere Führer, die letzten Meter zum Gipfel nicht hinauf zu steigen.
Nach 14:00 Uhr frischte es im Gipfelbereich regelmäßig stark auf und wir hatten das Fixseil erst um 14:45 Uhr erreicht.
Der verspätete Aufbruch aus dem 2. Lager hatte so vielleicht zur Folge, dass wir umkehren mussten.

Noch schnell ein paar Fotos mit Blick nach oben zum Fixseil und zum Gipfel und dann begann der Abstieg.
Nach 13 Stunden Gehzeit erreichten wir wieder den Blechcontainer von Lager 2. Von hier aus ging es hinunter zum
1. Lager, wo noch unsere aufgebauten Zelte standen. Trotz Kälte, Sturm und der großen Anstrengung hatten wir auch
in dieser Höhe fast 2.000 Höhenmeter zurückgelegt.

unsere Gruppe schon am 1. Lager zurück, mit Blick zum Ojos letzter Blick auf den Ojos

Da der Gipfelanstieg direkt geklappt war – wir hatten dafür noch zwei Reservetage eingeplant – standen wir vor der
Entscheidung, von der Murray Hütte aus einen weiteren Sechstausender, den Co. Vicunas, 6067 m, zu besteigen,
oder gleich zum Strand zu fahren. Die Mehrheit entschied sich für den Strand. So packten wir in Ruhe, bauten die Zelte
ab und verstauten die Ausrüstung und fuhren talwärts an der Murray Hütte vorbei Richtung Laguna Verde, dann weiter
zum Rastplatz Rio Lamas. Dann ging es immer weiter hinunter vorbei an der Laguna St. Rosa, in die Wüste.
Innerhalb von 30 Stunden hatten wir einen Temperaturunterschied von -20 °C auf +40°C zu verkraften.

Auf der Fahrt ins Tal ließen wir unsere Touren in Gedanken Revue passieren. Ein „fast Siebentausender“,
ein Sechstausender, drei Fünftausender, vier Viertausender und drei Dreitausender mit fast 15.000 bezwungenen
Höhenmetern. Knapp 40 km vor Copiapo, hatten wir eine Reifenpanne, die die Fahrer schnell beheben konnten.
Am späten Nachmittag erreichten wir das Städtchen Caldera, in dem wir am nächsten Tag einen Rundgang machten
und Geld wechselten. Viel zu sehen gab es nicht. Die Kirche, der Stadtplatz einige blumengeschmückte Häuser
am Strand und die alte Erzförderanlage mit der früher die Schiffe beladen wurden.
Die restliche Zeit sind wir dann am Strand entlang gewandert, beziehungsweise haben von Hügeln aus Ausschau
nach unserem nächsten Ziel Bahia Ingles gehalten. Die Wassertemperatur des Pazifiks lag knapp bei 20 ° C.
Wegen des Humboldstromes wird das Wasser hier auch im Hochsommer nicht wärmer.

Am 3. Februar ging es 20 km weiter in den bekannten chilenischen Badeort Bahia Ingles. Unser Hotel lag
direkt am kilometerlangen Sandstrand, aber das Wasser war hier auch nicht wärmer als am Vortag.
Am letzten freien Tag vor dem Rückflug nach Deutschland besichtigten wir den Meeresnaturpark
„Parque Nac. pan de Azucar“ in der Nähe von Chanaral, etwa 120 km von Bahia entfernt.
Mit dem Motorboot ging es hinaus auf Meer, vorbei an zahlreichen Buchten, Inseln und Halbinseln,
vorbei an Tausenden von Humboldpinguinen, hunderten von Seelöwen und Pelikanen und verschieden
Möwen- und Schwalbenarten. Die Fotoapparate klickten unaufhörlich, jeder hat ein paar Dutzende von
Fotos gemacht. Den Nachmittag haben wir am wunderbaren schönen Strand ausklingen lassen.
Die Wassertemperatur dürfte so um die 18 ° C gewesen sein, aber bei den Außentemperaturen von 40 ° C
war ein Bad im Meer sehr erfrischend. Etwas weiter den Strand entlang, fanden sich mit Felsen durchsetze
herrliche Sandbuchten – Rita`s Traumstrand.

Nach über drei Wochen hieß es dann Abschiednehmen von Bergen und Salzseen, der Atacama Wüste,
vom Strand und den vielen Eindrücken unserer Reise. Gut erholt von den Strapazen, durch den Strandaufenthalt
gut ausgeruht, ging es mit dem Flugzeug von Copiapo, Santiago und Madrid zurück nach Bayern.

Bericht und Fotos: Raimund Moser
Internetbearbeitung: Harald Hüwel