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Bergtouren im Zauber der Fanes

Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags besticht durch dichte Wälder, hohe Felswände, die verkarsteten

Hochflächen von Fanes und Sennes, weite Almen und eine reiche Pflanzen- und Tierwelt. Die Fanesgruppe gehört zu den eigenartigsten Regionen der Dolomiten und ist seit 2009 Teil des UNESCO Welterbes.

Guter Dinge startete Ende Juli unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen eine Gruppe von zwölf Bergsteigern der DAV- Sektion Tittmoning zur diesjährigen Vier-Tagestour in diese Region .Die Anfahrt führte über den Brenner, Bruneck, St. Virgil nach Pederü im Rautal, unserem Endpunkt.Von hier ging es mit zwei Kleinbussen in einer Stunde zum Pragser Wildsee wo unsere alpine Wanderung begann.

Wir gingen erst mal durch den Trubel an Tageswanderern am Westufer des smaragdgrünen kristallklaren Pragser Wildsee entlang und legten nach der langen Anfahrt eine ausgedehnte Pause ein. Die Wetterprognose war bestens und die Aussicht auf die Dolomitenpracht lies ahnen, was uns an Eindrücken erwarteten wird.

Schon kurz nach dem See tauchten wir in die stille Bergwelt ein.Wir wanderten auf dem Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 durch eine breite Schotterrinne nach Süden aufwärts.In Serpentinen umgingen wir eine kurze Steilstufe und wanderten durch das schluchtartige Tal des „Nabigen Lochs“.Anschließend querten wir unter den steilen Ostwänden des Seekofelstocks nochmals schöne Schutt- und Grashänge und erreichten nach einer kurzen versicherten Steilstufe den sogenannten Ofen.Die Gruppe wanderte ins breite Felskar und wiederum ansteigend unschwierig zur Ofenscharte (2388m), durch welche sich die Grenze zwischen Südtirol und Belluno zieht.

Den nahen Seekofel ließen wir wegen aufbauender Gewitterwolken links liegen und gingen gleich hinunter zum aussichtsreich gelegenen Rifugio Biella ( Seekofelhütte 2327m ) die uns mit ihrem Charme begeisterte.

Nach dem nächtlichen Gewitter ist der Morgen wolkenlos und die Teilnehmer stiegen bei bestem Wetter auf den Sas dla Porta wie der Seekofel (2810m) bei den Ladinern heißt.

Über den SO-Grat folgten wir steil den Markierungen und Wegspuren, wobei auch ab und zu die Hände zum Einsatz kamen.Nach einem Stück mit Seilgeländer legte sich der Grat zurück und über felsige Böden stiegen wir problemlos zum Gipfelkreuz.Ein fantastischer Aussichtsgipfel mit herrlichen Tiefblicken auf den Pragser Wildsee. Das Dolomitenpanorama lässt keine Wünsche offen. Im Norden die Riesenferner Gruppe, im Osten die Drei Zinnen, im Süden die Lavarella mit der Marmolada im Hintergrund ,die Tofanen und im Westen die Puez- und Peitlerkofelgruppe.

Anschließend wanderten wir über blumenreiche Almmatten die weite Sennes-Hochfläche zur Senneshütte hinab.

Auf abwechslungsreichen Pfaden gingen wir in stetem Auf und Ab umgeben von Zirbeln und einer reichen Pflanzenwelt zur Fodara Vedla, das eingebettet in einer grünen Mulde liegt. Das Almdorf Fodara Vedla blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Im ersten Weltkrieg hielten österreichisch-ungarische Truppen auf dem Plateau die Stellung.Über den Steilabfall des Sennesplateaus ging es serpentinenreich die alte Militärstraße ins Rautal hinab wo sich bei der Pederühütte die Eingangspforte ins Fanesreich öffnet.Durch das südwärts hinaufziehende Hochtal gelangten wir auf schmalen Pfaden über eine markante Schwelle Stufe um Stufe höher in die Karstschüssel von Klein-Fanes, die halbkreisförmig von einem Kranz aus bis zu 3000 Meter hoher Gipfel eingefasst ist. Eine verträumte Szenerie empfing uns, mit begrünten Karrenfeldern, malerischen kleinen Seen und Wasserläufen. Ringsum lärchen-und zirbenbestandene Felsbänke, auf denen einst das „Parlament der Murmeltiere „ getagt haben soll. Hier bezogen wir auf der gemütlichen Lavarellahütte für die nächsten zwei Tage unser Quartier.

Nach dem guten Essen und dem ein oder anderen Glas Rotwein, dem frisch gezapften Bier aus der höchstgelegenen Brauerei Europas die sich auf der Hütte befindet, verkrochen wir uns bald in unsere Lager.

Am nächsten Tag war das Ziel der La Varella mit 3055 Metern eine der höchsten Erhebungen der Fanes.Der blaue wolkenlose Himmel am Morgen lies wieder einen guten Tag erwarten.

Wir unternahmen die Überschreitung von Nord nach Süd in Angriff. Von der Lavarellahütte folgten wir dem Weg nach Osten zur Forcella de Medesc und weiter auf einem sandigen Kammrücken an den Rand eines Steilkessels.Wunderschöne Panoramen und Landschaftsbilder begleiteten uns auf unserem Weg.

Der Routenverlauf führte in eine Rinne und in leichter Kletterei auf ein markantes Schuttband. Beeindruckend war der Anstieg über Blockwerk, wenig ausgeprägten und verwitterten Felsbändern, Geröll und brüchigen Fels Das anspruchsvolle Gelände verlangte die volle Aufmerksamkeit der Bergsteiger und alle erreichten wohlbehalten den imposanten Gipfel. Die Aufstiegsmühen wurden mit einer traumhaften Rundumsicht belohnt. Uns lagen die gesamten Dolomiten zu Füßen. Viele bleiche Berge in allen Richtungen, eine Gipfelschau, von der wir schwerlich loskamen.

Nach der hochverdienten Pause auf 3055 Metern stiegen wir aus der Gipfelscharte durch eine mit viel lockerem Geröll gespickte Steilrinne in den Verbindungsgrad zwischen Lavarella und Conturines hinab. Durch das urweltliche Hochkar Büsc da Stlü wanderte die Gruppe bei hochsommerlichen Temperaturen am Conturinessee vorbei zum Tadegajoch. Nach dem schweiss-treibenden Unternehmen konnte auf der schön gelegenen Groß Fanesalm endlich der große Durst gelöscht werden. Gestärkt nach einem gemütlichen Einkehrschwung nahmen wir den finalen Auf-und Abstieg in Angriff und marschierten am Limosee vorbei über das Limojoch zurück.

Auch der letzte Tag startete mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet,blitzblauem Himmel und strahlenden Sonnenschein. Ein passender Abschluß war die Tour auf die Pareispitze (2794m), in den Karten auch als Col Becchei di Sopra bezeichnet, ein unschwieriger aussichtsreicher Gipfel.

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Von der Lavarellahütte wanderten wir wieder Richtung Süden auf das Limojoch und weiter zum Limosee. Anschließend gingen wir am Seeufer entlang und stiegen in Serpentinen über eine Steilstufe in eine weitläufige Mulde.Auch hier begegnete man wie an so vielen Stellen in den Dolomiten bis heute den Zeugnissen des Ersten Weltkrieges. Durch karstige Terrassen und schrofiges Felsgelände gelangten wir zum Gipfel der Pareispitze die uns ein eindrucksvolles Panorama mit der Fanes-und Sennesgruppe, den Ampezzaner Dreitausendern, Tofana, Hohe Gaisl und vielen anderen bot.

Die wunderbare Bergwelt der Dolomiten, die mächtigen Gipfel, sattgrünen Almmatten und die reiche Pflanzenwelt haben uns immer wieder aufs Neue fasziniert.

Beim Abstieg lud uns der smaragdgrüne Limosee zu einer gemütlichen Rast ein.Zum Abschluß genossen wir auf der Hütte nochmals die ladinischen Köstlichkeiten und dann hieß es Abschied nehmen vom sagenumwobenen Fanesplateau mit seinen Seen und gurgelnden Bächen.

Erlebnisreiche und unvergessliche Tage mit einer harmonischen Tourengruppe liegen hinter uns,

die bereits Vorfreude auf das kommende Jahr wecken!

Bericht: Rita Kramhöller

Fotos: Walter Büch, Hubert Kopp, Astrid Prestel

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