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Bergtouren in den Ennstaler Alpen

 

Durchs wilde „Gseis“

Felsparadies zwischen Himmel und Enns

 

Im Herzen der Ennstaler Alpen hat die Natur ein schroffes,zerklüftetes Kalkgebirge geschaffen,das Gesäuse. Auf der nördlichen Seite des schluchtartigen 16 km langen Engtales bäumt sich die Buchsteingruppe,auf der südlichen Seite die Hochtor- und die Reichensteingruppe, sie bilden den Nationalpark Gesäuse

Zu zehnt fuhren wir am letzten Augustwochenende für vier Tage in die Steiermark  nach Admont, dem Eingangstor zum Nationalpark Gesäuse und weiter zum Gstatterboden..

Am Parkplatz Kummerbrücke schulterten wir unsere strammen Rucksäcke und begannen bei bestem Wetter unseren langen anspruchsvollen Aufstieg über Wasserfallweg und Planspitze zur Heßhütte.

Der Wasserfallweg bietet von Norden her den kürzesten und spektakulärsten  Zustieg zur Heßhütte.Von der Alpinen Gesellschaft „Ennstaler“ anno 1892 erbaut, ist die mit Stahlseilen, Klammern und zum Teil bis zu 72 Grad steilen Leitern eine der ältesten Steiganlagen in den Alpen. ( wurde 1992 generalsaniert)

Zuerst ging es in den bewaldeten Wasserfallwinkel „In Kummer“ genannt und durch urigen Bergwald aufwärts bis zum 300 m hohen Wasserfall dessen Abfluss wir in einer Furt querten.

Erste Seilversicherungen halfen uns über eine Felsstufe hinweg. Entlang einer überhängenden Felswand stiegen wir in engen Kehren  weiter aufwärts zur Kanzel empor, wo der eigentliche Klammeinstieg beginnt.Dort legten wir eine kurze Rast ein.

Eine schmale luftige Rinne leitete uns hinauf zur Emes Ruhe mit einem schönen Rastplatz und  herrlichem Tiefblick ins Ennstal..

Nun folgte die erste der vier fast senkrechten Leitern..Zwischen Ihnen lagen weitere steile mit  Drahtseil versicherte Abschnitte und ermöglichten uns so den Ausstieg in den oberen Wasserfallkessel. Der erste anspruchsvolle Teil war geschafft.

Auf einem Waldpfad wanderte die Gruppe am Butterbründl vorbei und erreichten den verwilderten auch Ebersanger genannten Almboden,ein ehemaliges Almgebiet und kurz darauf ein Waldstück mit einer Weggabelung.Wir nahmen  nicht den direkten Wanderweg zur Hütte, sondern zweigten rechts  in Richtung Planspitze ab.

Hier legten wir eine verdiente längere Pause ein.

Gut gestärkt ging es weiter,zuerst 300 Höhenmeter im Wald hinauf und durchquerten anschließend eine steile Latschenzone. Mühsam und steil stiegen wir eine vereinzelt mit Kalksteinplatten durchzogene Grasfläche zum Grat empor ,ihm entragt so breit wie steil die Kölblplan.

Diese nordseitige Schrofenflanke erforderte erhöhte Aufmerksamkeit.Einige leichte Kletterstellen sind noch zu überwinden ,es folgten kurze steile Serpentinen und dann stehen wir auf dem Gipfel der Planspitze  2117 Meter hoch

.Unsere Anstrengungen wurden mit einmaligen Weit-und Tiefblicken auf den Gesäusenationalpark belohnt. Nach einer langen Gipfelrast stieg die Gruppe über felsige Abschnitte mit leichten Kletterstellen ins Seekar ab.Unterhalb der Peternscharte führte der Weg durch ein Geröllfeld, über Felsbänder und  durch zerklüftetes,latschendurchsetztes Karrengelände erreichte die Gruppe nach einem anstrengenden Tag die Heßhütte.

Sie liegt eindrucksvoll am Ennsecksattel inmitten von Hochtor,Planspitze und Hochzinödl, wurde im Jahr 1893 erbaut und nach dem Gesäusepionier Heinrich Hess benannt.Auf der Sonnenterasse konnten wir endlich unsere leeren  Energiespeicher kräftig auffüllen..Die Hütte ist sehr gut besucht und es herrscht den ganzen Abend eine ausgelassene Stimmung.

Am zweiten Tag trennte sich die Gruppe.Zwei Teilnehmer wanderten am Panoramaweg auf das Herzstück der Gesäuseberge, den Hochzinödl (2191m), der Rest entschied sich für das Hochtor, mit 2369 m der höchste Gipfel  der Ennstaler Alpen.

Wir folgten dem Weg von der Hütte durch eine Latschenzone nach Westen auf den imposanten Tellersack zu.Über Bänder,Schrofen und kleine Wandstufen erreichten wir ein Geröllfeld. Rau und zerfurcht ging es nun auf dem Josefinensteig hinauf zu einem Band und anschließend durch eine breite Rinne  über gut gestuften Fels in leichter Kletterei zum Gugelgrat.

Der schön angelegte Steig führte über luftige ,teils gesicherte Felspassagen und ausgesetzten Felsbändern in bestem Kalkgestein  über die Südwestflanke direkt zum aussichtsreichen Gipfel.

Bei schönstem Bergwetter genossen die Bergsteiger ausgiebig das großartige Panorama.Vom Schneeberg im Osten bis zu den Karawanken – und Julischen Alpen im Süden,im Westen den Dachstein,Totes Gebirge und den Hohen Tauern ist alles überblickbar.Von allen Seiten ist das Hochtor ein mächtiger, schroffer Felsberg, der auf keinem Weg so wirklich leicht erreichbar ist.

Den anspruchsvollen Weg gingen wir mit der gebotenen Vorsicht wieder zurück zur Hütte.

Bei einem vedienten kühlem Bier und gutem Essen schweifen die Blicke noch einmal zurück, bevor wir uns gemeinsam an den Abstieg nach Johnsbach machen.Der einfache Wanderweg leitete uns zunächst zum Gamsbrunn

und weiter in den schönen Almboden der Oberen Koderalm.Auf einem schmalen Pfad wandern wir durch urigen Bergwald  in den eindrucksvollen Alpkessel des unteren Koderboden und weiter teils steil   über den „zachen Schuah“ im Talwärtsmarsch zum Gastgarten beim Kölblwirt.

Hier stellte ich bei einer Einkehr die Frage, wollen wir  mit dem Xeis Taxi nach Johnsbach oder zu Fuß?.Zu meiner Überraschung wollen alle zu Fuß die restlichen 3 km zurücklegen.

Am Schattseitenweg wandern wir auf einem schönen Flurweg teils am Waldrand und am Johnsbach entlang unserem Ziel entgegen.Am Ende des Weges ,am Ortseingang des Bergsteigerdorfes Johnsbach,befindet sich in einzigartig schöner Lage der kleine Bergsteigerfriedhof am Fuße jener Berge, die bereits vielen Bergsteigern zum Verhängnis wurden und den wir noch besichtigten.

Nur wenige Minuten entfernt beim Gasthof Donner bezogen wir unser Quartier.Bei  einem guten Abendessen und geselligen Beisammensein mit Blasmusik ,Anlass war der Geburtstag vom Wirt, ließen wir den langen Tag ausklingen.

Am nächsten Tag war das Wetter dann leider so wie vorhergesagt. Die Wolken hingen sehr tief und es regnete immer wieder. Die geplante Tour auf den Tamischbachturm musste leider gestrichen werden.

So konnten wir nach den Anstrengungen der letzten Tage das umfangreiche Frühstücksbuffet bei einem ausgedehnten Frühstück so richtig geniesen.

Das Wetter nutzen wir für einen Kulturbummel, schließlich befindet sich in Admont die größte Klosterbibliothek der Welt. Sieben Kuppelgewölbe,60 Fenster,70.000 Bücher auf 70 Metern Länge – nach der Fertigstellung im Jahre 1776 wurde sie als achtes Weltwunder bezeichnet.

Besondere Berühmtheit erlangten die „Vier letzten Dinge“, eine Gruppe überlebensgroßer Darstellungen von Tod, Jüngstem Gericht, Himmel und Hölle die uns bei einer Führung  genau erklärt wurden. Beeindruckt vom ganzen  Stiftsareal mit Kräutergarten schönen Anlagen und dem Besuch der Stiftskirche fuhren wir anschließend hinauf zur Oberst Klinke-Hütte am Hochplateau der Kaiserau, unserem letzten Stützpunkt.

Die Landschaft zeigte sich grau und trostlos, zwischendurch regnete es immer wieder, obwohl es ab  Mittag besser werden sollte.

Am späten Nachmittag lichtete sich der Nebel und der Regen hörte auf. Wir beschlossen noch eine kleine Tour zu gehen und der Lahngangkogel war als kurzes  Ziel in einer Stunde zu erreichen.

So wanderte die Gruppe von der Hütte kurz in das Kaiblinggatterl, dann  auf einem ausgeprägten Pfad durch  schütteren Wald und Heidelbeersträucher, in leichtem bergauf und bergab am Kammrücken entlang zum schönen Gipfelkreuz.

Es kam sogar noch die Sonne heraus und so hatten wir noch einen schönen Überblick über das Paltental und die Rottenmanner Tauern.

Am letzten Tag unserer Viertagestour war wieder bestes Wetter angesagt. Die Täler waren in dicken Nebel gehüllt und erinnerten uns schon an den nahen Herbst, aber an unserem Ausgangspunkt schien die Sonne.

Als Abschlußtour lockten noch zwei markante Gipfel,der formschöne und steile Admonter Kalbling (2196m) und das unnahbar schroffe Sparafeld (2247m). Beide Berge lassen sich von Nordwesten her relativ einfach ersteigen.

Von der Oberst-Klinke-Hütte wanderten wir zum Kalblinggatterl. Über schrofiges Gelände ging es  an die mächtige Kalbling-Südwand heran und unter den Felswänden an den Fuß der Westwand. Diese eindrucksvolle Szenerie verließen wir gegen Norden und erreichten über eine mäßig steile Schrofenwiese ansteigend eine grüne, Grüberach genannte Mulde. Weiter ging es auf einem steinigen Pfad  in den flachen Kessel des  Speikboden und dann rechts hinauf zum Admonter Kaibling (2196m) Nach einer kurzen Gipfelrast stiegen wir weglos  in die Sparafeldscharte ab und erreichten den markierten Steig, der uns nah am felsdurchsetzten Gratrücken zum Gipfelkreuz auf das Sparafeld (2247m) führte. Die Gipfelrundschau währte  nicht lange denn vom Tal heraufziehender Nebel schränkte unsere Sicht etwas ein und so machten wir uns zügig an den Abstieg.

An der Weggabelung  war jedoch der Entschluss schnell gefasst den kurzen Abstecher zum dritten Gipfel, die Riffel (2106m) noch „mitzunehmen“.Dieser  ist problemlos über einen gut ausgetretenen Pfad zu erreichen und es hat sich gelohnt.

Beeindruckend war die Sicht auf den Grimming,die Niederen Tauern, die steil und zerklüfteten Berge der unmittelbaren Umgebung und der Tiefblick auf Admont.Nach einer ausgiebigen Pause ging es auf  dem gleichen Weg wieder hinunter.

Vor der Heimfahrt ließen wir uns im Stiftskeller Admont von der steirischen Küche verwöhnen und auf vier ausgefüllte und erlebnisreiche  Bergtage  in einer eher unbekannten Ecke anstoßen.

 

Es gibt noch viel zu  entdecken und bin sicher, nicht zum letzten mal im „Gseis“ gewesen zu sein.

Rita Kramhöller