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Fanisspitze

Tittmoning/Palling (cw). Es ist schon Tradition, dass der DAV Tittmoning einmal im Jahr in die Dolomiten fährt, um einen berühmten oder besonderen Berg zu besteigen. Dieses Jahr war geplant, in der Fanes die Fanisspitze über die Ferata C. Tomaselli und am nächsten Tag den Piz dles Conturines – beides stramme Dreitausender – in einer ausgefüllten Tagestour zu besteigen. Am dritten September-Wochenende war es dann soweit: Über den Brenner und Bruneck ging es nach San Kassian, dort zweigt ein paar Kilometer nach dem Ort eine kleine Straße ab nach Capanna-Alpina, ein Refugio mit einem großen Parkplatz. In einer Dreiviertel Stunde haben die DAVler ihren Stützpunkt Rifugio Scootoni zu Fuß erreicht. Nach einer kurzen Pause startete die Gruppe zum eigentlichen Ziel, der Fanisspitze auf 2980 Meter Höhe. Gleich nach der Hütte ging es über sehr steil angelegte Serpentinen zu einem kleinen See Le die Lagacio, dort teilt sich der Weg und die Gruppe folgte dem Weg 20 in Richtung Lagazuoi und wanderte weniger steil über eine Hochebene mit dem Namen Monte de Lagazuoi bis zu einem Wegweiser. Von dort ging es über einen kurzen Abstieg weiter über Geröllfelder wieder steil am Fuß des Fanisgipfels bergauf über ein Band zur großen Fanisscharte Gran Forzela. Ein paar Meter links davon ist der Einstieg des berühmten Ferrata C. Tomaselli. Es ging gleich knackig los über ein ausgesetztes, fast trittloses Wandstück. Anschließend im steilen, aber griffigen Fels aufwärts durch Verschneidungen und kurze Aufschwünge machte es den Tittmoningern richtig Spaß, zu klettern. Am Ende hieß es noch einmal fest zupacken – ein fast senkrechter Kamin – und dann wurde der luftige Gipfelgrat im aufkommenden Nebel durchstiegen. Auf dem Gipfel konnte durch ein paar Wolkenlücken der benachbarte Tofana di Rozes beobachtet werden.
Der Abstieg gestaltete sich auch sehr steil, aber immer seilgesichert bis zu einer kleinen Scharte, von da ungesichert über Geröll sehr steil abwärts zur Gran Forzela. Kurz unter der Scharte befindet sich auf einer Felsterrasse das leere Bivacco Della Chiesa, ein alter Kriegsstollen, der natürlich von der Gruppe noch inspiziert wurde.
Auf bekanntem Weg ging es nun zurück zur Hütte Rifugio Scootoni. Bei einem sehr guten Abendessen kam von der Hüttenwirtin eine schlechte Wetter-Nachricht – die Wirtin riet den Alpinisten ab, ihre zwei geplanten Dreitausender zu gehen, da der Wetterbericht sehr schlechtes Wetter vorhersagte. Ein Blick ins Internet betätigte die Aussage und so haben die Kletterer noch am Abend entschieden, stattdessen einen kleinen, aber sehr schönen Klettersteig am Falzarego-Paß zu gehen. Am nächsten Morgen fuhr die Gruppe bei schönstem Sonnenschein zum Col de Bos, von dort ging es an der Südflanke auf dem Klettersteig zum Gipfel, den man hier Piramide nennt. Dort erinnern Holzkreuze mit Stacheldraht an den ersten Weltkrieg. Gegen Mittag zogen dann die ersten Wolken des vorhergesagten Schlechtwetters auf und der Himmel bedeckte sich langsam. Nach einer kurzen Einkehr war eine der vielen DAV-Dolomitentouren wieder beendet.
Im Nachhinein haben die Kletterer das Wetter nochmals analysiert: Es hat zwar bis zum späten Nachmittag ausgehalten, aber so schwer wie heuer war es selten, das Wetter zu beurteilen. Die beiden Gipfel, die man also heuer vom Plan streichen mußte, stehen aber im nächsten Jahr auch noch – also wieder ein Grund, nochmals hierher zu kommen.

Anbei Foto beim Abstieg von der Scharte.

Bericht: Chr. Waldherr, 3. Oktober 2014