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Hochtouren-Ausbildungswochenende der Alpenvereinssektion Tittmoning im Großglockner Gletschergebiet vom 5. – 7. August.

Trotz etwas unsicherer Wettervorhersagen traf sich die Alpenvereinsgruppe am Freitagmorgen zur gemeinsamen Abfahrt Richtung Großglockner zur Gletscherausbildung mit Klettersteigaufstieg unter der Leitung von Kurt Stemmer.

Schon die Anfahrt über die Glockner-Hochalpenstrasse zum Startpunkt Kaiser-Franz-Josef-Höhe auf 2.369 m war ein Genuss und toller Auftakt. Am Parkplatz wurde die Vollständigkeit der Ausrüstung geprüft, denn die Ausbildung hatte die Oberwalderhütte auf fast 3000m Höhe als Ausgangspunkt, die über einen etwa 3-stündigen Anstieg erreicht werden kann. Somit mußte alles dabei sein, was nötig war.

Aber was soll dabei sein und was ist überflüssig? So startete alles mit einem Wiegen der Rücksäcke und einer grundsätzlichen Besprechung der drei-tägigen Ausbildung und Inhalte am Gletscher. Gleich gefolgt von den Themen Gehgeschwindigkeit bei Hochtouren, Krafteinteilung in hohen Höhen sowie einem Sauerstoffsättigungstest. Dann ging es los durch den Gamsgrubenweg mit seinem Stollen, der touristisch aufbereitet wurde, viele nette Dinge „erzählt“ und dem interessierten Betrachter vieles Wissenswerte näherbringt.

Nach etwa einer Stunde wurde Rast gemacht. Kartenkunde, Orientierung und Basiswissen über Bergsteigen in größeren Höhen waren wichtige Themen zu Beginn der Ausbildung. Gleichzeitig unterstützt die Unterbrechung die Anpassung an die Höhe, die bei zu schnellem Aufstieg zu Problemen und im schlimmsten Fall zu Vorstufen der Höhenkrankheit führen kann. Eine Untersättigung mit Sauerstoff kann die Folge sein, was zu Leistungsabfall, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen und bei Nicht-Beachtung dieser Warnzeichen zu echten körperlichen Problemen führt. Dies alles beginnt bei etwa 2500m.ü.M..

Also langsam Aufsteigen und viel Trinken, da durch die Höhe der Verlust an Flüssigkeit gesteigert ist und der Körper die Flüssigkeit ersetzt braucht. Nach der Rast am Ende des Wanderweges veränderte sich die Landschaft schnell und über Schürfgestein und großen Steinplatten mit spärlichem Bewuchs wie Alpen-Leinkraut, das Gletscher-Fingerkraut, das Alpen-Süßkraut oder das Scheuchzers Wollgras ging es weiter Richtung Oberwalder Hütte.

Der Schlußanstieg wurde dann über den Ferner zu Füßen der Hütte angegangen. Mit Steigeisen und als Seilschaft verbunden, wurde – nach entsprechender Einweisung – über das große Schneefeld aufgestiegen. Mit zunehmender Steilheit nahm leider auch die Bewölkung zu und früher als erwartet veränderte sich das Wetter zum Schlechten. Die Gruppe agierte besonnen und im gleichmäßigem Tempo ging es um die Gletscherspalten herum zum Ausstieg aus dem Eis.

Flott wurde die Ausrüstung verpackt und mit schnellem Schritt ging man zur Hütte. Nach Bezug der Zimmer ging es weiter mit Ausbildungstheorie zu Ausrüstung und Geh-Taktikten, sowie Knotentechniken, die für eine Hochtour wichtig sind. Die sehr gute Verpflegung auf der Hütte glich den nun anhaltenden Regen aus und man ließ den Abend fröhlich ausklingen.

Früh am nächsten Morgen wurde bereits um sieben Uhr die Ausbildung im Eis fortgesetzt. Gehtechniken gefolgt von Spuranlage wurden geübt. Seilsicherung im Eis mit Eisschrauben geübt und Verhalten in der Seilschaft ausgebildet. Der zunehmende Wind und hereinkommende Wolken mit Donnergrollen zwangen die Gruppe am frühen Nachmittag zurück in die Hütte.

Nach kurzer Pause ging es im Ausbildungsraum weiter, während sich draußen Gewitter austobten. Spaltenbergung mit Schneeanker in der Vierer- und Dreier-Seilschaft konnte dort gut und intensiv geübt werden, da Kälte und Nässe nicht negativ einwirken konnten und viel Zeit zum Üben für alle Teilnehmer in jeder Seilschaftsposition zuließen. Abschluß war dann noch eine Muskeldehnungseinheit zur Entspannung, von Uli Dankerl geleitet, bevor die Wirtsleute wieder ein ausgezeichnetes Abendessen servierten. Tolle Hütte und tolle Leute da oben.

Am späteren Abend gesellte sich der Hüttenwirt zu uns und erklärte der Gruppe die Nachhaltigkeitsstrategie der Hütte. In dieser schwierigen Gebirgslage ist Energie und Abfallentsorgung, sowie Nahrungsmittelversorgung eine Herausforderung, die sich die verantwortliche Sektion und der Hüttenwirt täglich stellen muss und dies sehr gut bewältigt.

Nach regnerischer Nacht ging es früh wieder an den Abstieg, von der Hütte, über den Klettersteig talwärts. Am Beginn der Steinfelder wurde nochmals die Bildung von Seilschaften, Knotentechniken und Gehen am Gletscher und über Firnfelder geübt.

Die letzten Meter begleiteten uns noch viele Murmeltiere und auch ein Steinbock schaute vorbei. Zurück am Parkplatz führte nochmals ein wehmütiger Blick zurück auf den Gletscher. Bilder aus den 60iger Jahren, die dort ausgestellt sind, zeigen den dramatischen Rückgang des Gletschers. Die Globale Erwärmung hat uns bereits fest im Griff. Empfehlenswert ist dort auch die kostenlose Bergwelt-Ausstellung die viele Themen rund um den Großglockner darstellt.

Bericht: Uli Dankerl

Fotos: DAV

Bildunterschriften:

_105016: die DAV-Teilnehmer vor dem Glocknerpanorama

_123717: Abwechslungsreicher Anmarsch

_082727: Im Klettersteig

_links der Großglockner, rechts der Johannisberg