Home > Publications > Jurasteig 2022 – „Wir wachsen mit unseren Aufgaben… ergo: mit den Trails!“

Im dritten Anlauf 2022 – die beiden Jahre zuvor musste Axel ja die Tour leider wegen Coronabeschränkungen absagen – haben wir ihn endlich bezwungen.

Der 230 Kilometer lange Jurasteig gilt als „Qualitätswanderweg“ und führt auf 5300 Höhenmetern durch das Mittelgebirge des Bayerischen Jura. Dabei schlängelt sich der Steig über die Höhen und Täler von Donau, Altmühl, Weißer und Schwarzer Laber, Lauterach, Vils und Naab. Ursprüngliche Flusslandschaften wechseln sich ab mit Karst-Plateaus. Schlösser, Klöster und Felszinnen schmücken die Route … und 180km (!)feinste Singletrails.

Das Menü ist angerichtet und „Man wächst mit seinen Aufgaben“ trifft sicher auf nicht wenige der Teilnehmer zu. Aber der Reihe nach.

An Christi Himmelfahrt treffen sich 11 Bezwinger um 10 Uhr in Saal an der Donau, wo es nach einem Kaffee- und Fotostop gleich Richtung Kallmünz los geht.

Die erste Tagesetappe mit 70km und 1500hm zeigt schon nach den Einrollkilometern, was der Jurasteig zu bieten hat. Kurze, aber knackig steile Rampen, die den Puls in die Höhe schießen lassen; unendliche Kilometer Höhenwege mit flowigen Trails in einsamer Natur, gefolgt von meist kurzen doch genialen Abfahrten. Kaum Asphalt zu sehen, Waldboden- und Wiesentrails auf schmalen Wanderwegen ohne Gegenverkehr.

Schon zu Mittag das erste Highlight, die Fährüberfahrt über die Donau bei Matting. Die einzige „Gierseilfähre“ (handbetrieben) in weitem Umkreis – für 1 € pro Person – erreichen wir … leider in der Mittagspause des Fährmanns. Der Biergarten ist nicht weit und eine gefühlte Ewigkeit später sind wir, gestärkt mit 2 – 6 Bratwürsten und Sauerkraut, schließlich doch über die Donau gefährt.

Bald erreichten wir die Naab, der wir im endlosen Zickzack (links-rechts, hoch-runter) bis zum Künstlerdorf Kallmünz folgten. Die konditionell anspruchsvolle Strecke spuckt uns erst um 19 Uhr aus einem der vielen Trails und schon mit Blick auf die Burgruine dort wieder aus.

Der ein oder andere hat sich zuvor ein paar Kilometer Erholung entlang der Naab gegönnt.

Das Abendessen beim Italiener ist auf 19.30 Uhr bestellt und mit größter Disziplin schafft es die ganze Truppe binnen 30 Minuten einzuchecken, zu duschen und ausgehfähig zum Essenstreffpunkt. Top!

Die Vorstellung beginnt: „Wasti und Beppi“ hat das Zeug, Don Camillo und Pepone bei weitem den Rang abzulaufen. An Zuschauern/-hörern gibt es leider nur ein paar Gäste, uns 11 und einen Showmaster-fähigen Kellner.

Doch zu bald ist die erste Vorstellung zu Ende und wir gehen erschöpft ins Weiße Rössl und die Pension Malerwinkel in die Betten.

Der 2. Tag führt uns nach Deining. Begleitet von Lauterach, Weißer und Schwarzer Laaber „flowen“ wir über die Bergrücken darüber hinweg. Das ständige Auf- und Ab kostet enorm Kraft und eigentlich wollen wir um 12 Uhr zu Mittag essen – doch keine Chance, denn weit und breit kein Gasthaus. Eine Vorhut schafft es mit Extra-Strecke und Extra-Höhenmetern schließlich nach Kastl und um 14.30 Uhr zum einzig offenen Gasthaus Zum Hias`l. Die rüstige Wirtin bietet alle Kräfte auf, um 11 Ausgehungerte allein zu bewirten.

Franz, Axel, Gi und Markus profitieren von der Vorarbeit der anderen und sind inzwischen mit ein paar Zusatzhöhenmetern auch noch eingetroffen.

Bis Deining trennen wir uns wieder, in Deining dann treffen wir uns auf ein Bier im Hahnenwirt und organisieren uns da auch gleich das Frühstück für den nächsten Morgen, denn das wird es in unserer einfachen Unterkunft nicht geben.

Abendessen ist schon kurz nach dem Einchecken und wird wieder beim Italiener serviert, dazu Fortsetzung des Schauspiels zweiter Teil „Wasti und Peppi“. Ob es sich um ein Drama oder eine Komödie handelt, ist nicht immer klar ersichtlich.

In der Pension angekommen, wird dann ein anderes Drama aufgeführt: im Mädels-Zimmer hat es sich ein gut in Alkohol konservierter Gast gemütlich gemacht und sich dort zum Schlafen ins Bett gelegt- gefiel ihm dieses womöglich besser als sein eigenes, oder hat er es schlicht verwechselt? Wir wissen es nicht- denn Kommunikation war hier eher schwierig. Zum Glück hatte der Hahnenwirt auch um 23 Uhr noch ein Doppelzimmer für unsere in Not geratene Damen – also alles Gut! Beim Frühstück treffen wir uns ja eh alle dort wieder.

Die Sonne lacht, als wir uns wie immer gegen 9 Uhr auf die dritte Etappe machen. Das Ziel ist Riedenburg an der Altmühl.

Diesmal planen wir frühzeitig das Mittagessen und landen einen Volltreffer im historischen Gasthof Stirzer in Dietfurt. Das Schäufele reicht (fast) für zwei, und das Bier schmeckt erst …

Glorreiches Finale des Trailfestivals an diesem Tag ist der Ausblick vom Teufelsfelsen auf Riedenburg und die schönen Schleifen der Altmühl.

Beim obligatorischen Ankunftsbier schaffen wir wie immer auf der Tour den Spagat zwischen allen Interessen: Eis oder Kuchen? Eis und Kuchen! Und Bier!

Die Unterkunft mit Biersommelier im Gasthaus Schwan ist im Vergleich zu bisher eine wahre Luxusherberge – das Essen schmeckt, das Bier sowieso, nur das Ergebnis der Champions League leider nicht jedem 🙂

Tag 4 ist kurz und wird doch sehr hart. Bald nach dem Start gibt es wahre Kletterpassagen zu überwinden – einige erfahrene Alpenüberquerer haben natürlich einen „chickenway“ gefunden, umfahren die „Seilpassage“ und sind vor dem Rest der Gruppe am ersten Gipfel. Andere nutzen das Kraxeln gleich schon zum Training für die Transdolomiti. Der abwechslungsreiche Altmühltal-Panoramaweg begleitet uns nun bis zum Schluss der Tour.

Weiter geht’s am imposant gebauten Schloss Prunn vorbei, dann kilometerlang auf herrlich fahrbaren Trails über den Keltenwall und zum letzten Ausblick vor Kelheim: den Blick auf Kloster Weltenburg.

Beschwingt radeln wir am Donaudurchbruch vorbei … doch das perfekte Finale bleibt uns verwehrt, denn Kelheim empfängt uns nicht mit einer gemütlichen Sonnenterasse zur Einkehr sondern mit einem eiskalten Wolkenbruch und dem ersten richtigen Regen auf der Tour. Wir rasen nach Saal und packen im Schutze des dortigen Netto-Dachs unsere Sachen in die Auto. Dann beschließen wir die Tour … beim nächsten Wirt! Dort lassen wir uns es nochmal gutgehen.

In Erinnerung bleiben uns anstrengende, anspruchsvolle Naturtrails, herrliche Natur und brennende Beine, gutes Essen und süffiges Bier und natürlich eine wunderbar harmonische Gruppe. Wir freuen uns auf die nächste Tour mit dem Motto „Mittelgebirgs-Trails & More“!

Bericht: Axel Dennewill & Julia Zange

Fotos: Teilnehmer