Die Klettersteiggruppe wollte dieses Jahr die Brenta durchqueren. Wegen des extrem frühen
Wintereinbruchs musste die Tour zu guter Letzt abgesagt werden. Eine Alternative musste
schnellstmöglich gefunden werden und der einzige „Lichtblick“ war der Gardasee. Schnell wurde
ein Quartier gefunden und die Touren umgeplant.
So starteten am 13. Oktober 8 Teilnehmer um fünf Uhr früh in Palling.
Die Via ferrata Gerado Sega stand als erster Steig auf dem Plan. Da hat man schon mal 2,5 Stunden
Zustieg bzw. in diesem Falle Abstieg vor sich. Man ist hier ziemlich einsam unterwegs und dann
kamen wir, nach über 2 Stunden, zur ersten (ungeplanten) Schlüsselstelle, die Überquerung des
Bachbettes. Der normale Weg war wegen der starken Regenfälle unpassierbar. Ein tosender
Wasserfall mit unglaublicher Gischt im Hintergrund. Wir fanden weiter unten glücklicherweise eine
Möglichkeit, mit freundlicher Hilfe unserer Männer, den Bach zu überbrücken. Plötzlich steht man
am Einstieg des Klettersteigs. Überdacht in einem gewaltigen Kessel, glaubt man in einer anderen
Welt zu sein. In steil abfallenden, ausgesetzten Felsbändern (ähnlich der Brenta) kommt man immer
wieder eine Stufe höher. Wir sind alle fasziniert von dieser beeindruckenden Kulisse.
Danach fuhren wir weiter zu unserem Hotel oberhalb von Riva del Garda, wo wir einen tollen Ausblick auf
den Gardasee haben. Wir blieben gleich dort zum Essen und waren mit der Küche extrem zufrieden
und werden die weiteren Tage auch hier oben bleiben. Super nett, Gaumenschmaus und sehr lustige
Abende.
Am nächsten Tag ging es auf den Cima Sat über die Via ferrata Amicizia, zu deutsch „Weg der
Freundschaft“. Insgesamt sind es gute 1200 hm dort hinauf , die ersten 600 hm zu Fuß. Dann kamen
wir zu den ersten Leitern bzw. sehr viele Leitern , teilweise auch leicht überhängend. Ganz schön
luftig hier heroben. Eine Leiternserie hat sogar über 130 Sprossen, da dürfen nur 3 Personen
gleichzeitig hinauf. Wir genießen im gesamten Aufstieg herrliche Tiefblicke auf Riva del Garda, ein
Dächermeer…danach der Abstieg bis zum See, wo wir im Hafen von Riva eine Einkehrrast
machten.
Am 3. Tag wollten wir die Via ferrata Que Guevara (benannt nach einem marxistischen
Revolutionär) machen. Er ist der längste Klettersteig in der gesamten Region und wahrscheinlich
auch der Schönste. 1500 hm sind zu bewältigen und auch der Abstieg umrundet den ganzen Berg
und ist deshalb eine sehr lange Tour. Der Start ist in Pietramurata und wir staunten nicht schlecht,
als wir vor der mächtigen Wand des Monte Casale standen. Man kann sich kaum vorstellen, wo es
eine Route hinauf gibt. Überaus geschickt wurde der Steig angelegt, es ist tatsächlich reines
Genussklettern und nach 4 Stunden standen wir alle glücklich am Gipfel mit einem grandiosen
Ausblick auf die Adamello-Grupe und die Brenta. Das entschädigt den sehr langen Abstieg und wir
waren heute zwar müde , aber überaus zufrieden.
Am letzten Tag fuhren wir nach Mori. Die Ferrata auf den Monte Albano zählt zu den ersten
Sportklettersteigen in den Alpen und kann sich immer noch bei den anspruchsvollen Routen
einreihen. Der Klettersteig war lange gesperrt und ist seit 2014 wieder saniert. Der Einstieg begann
gleich mit einer 2+ Stelle, die man ungesichert zum eigentlichen Steig empor klettert. Der Fels der
gesamten Tour ist blank poliert und erhöht somit die Anforderung. Bei vielen langen Querungen
findet man kaum einen Tritt und selbst diese sehen aus, als hätte man Butter drauf geschmiert. Es
geht durch viele Verschneidungen und Querungen, extrem luftig und spektakulär hinauf. Für den
Ausstieg brauchten wir nochmals viel Armkraft und waren uns danach alle einig: das war der
schwerste Klettersteig dieser Tage. Wir sind alle überaus glücklich, dass wir so tolle Erlebnisse
gemeinsam machen durften und auf das geschenkte Wetter, mit viel Sonnenschein.
Ein Dank geht an Bernhard Lenz und Sigi Reuner, die uns durch die Touren geführt haben und an
die gesamte, starke Gruppe.
Bericht:
Claudia Dandl