Home > Publications > Lasörling-Höhenweg

Unterwegs auf dem Lasörling-Höhenweg

Durch den Nationalpark Hohe Tauern führt im Schatten des Groß Venedigers der Lasörling-Höhenweg. Das stille Kleinod auf der Südseite des Virgentales war Ziel einer viertägigen Bergtour der DAV-Sektion Tittmoning vom 20 bis 23. Juli 2013.

11 Teilnehmer starteten am 20. Juli 2013 frühmorgens nach Matrei in Osttirol.
Bereits die Anfahrt über die Großglockner Hochalpenstraße war beeindruckend!
Vom Parkplatz Guggenberg führte ein angenehmer Weg in zahlreichen Serpentinen am bewaldeten Berghang hinauf ins offene Gelände zur Zunigalm, unserem ersten Stützpunkt.

Nach einer kurzen Rast und mit leichtem Rucksack starteten wir zur
ersten Gipfeltour auf den Großen Zunig (2776m).
Der Weg führte uns zuerst über Almwiesen aufwärts am idyllischen Zunigsee vorbei
und weiter durch Almrosenmatten und Blockwerk zum Zunigtörl. Durch Felsen und Schrofen
schlängelte sich der steile, geröllige Steig geschickt hinauf zur mit Drahtseilen versicherten
Gratkante und weiter zum turmartigen Gipfelaufbau.
Wegen seiner zentralen Stellung einer der schönsten Aussichtsberge Osttirols. Der Tiefblick
auf Matrei, die Sicht auf die Venediger- und Granatspitzgruppe bis hin zu den Lienzer Dolomiten
und hinüber zum Großglockner war großartig!

Zurück ging es auf dem Anstiegsweg zum Zunigsattel.
Und weil´s gar so schön war, wurde noch als Zugabe in mehreren kurzen Kehren über die steile
Westflanke der Kleine Zunig erklommen, bevor es am Dolomitenblick vorbei, hinunter ging zur
Zunigalm.

Am Abend wurden wir von unserer Wirtin, Frau Rainer, auf der kleinen aber feinen Alm gut
untergebracht und mit der guten Osttiroler Küche kulinarisch verwöhnt.
Die Alm hat nur 16 Schlafplätze und wir Tittmoninger waren die einzigen Übernachtungsgäste.
Nach diesem langen Tag, mit 1700 Hm in den Beinen haben wir uns einige der monströsen
Heidelbeeromeletts auf der Zunge zergehen lassen.

Nach einem Frühstück wie man es wohl selten findet – alles aus eigener Herstellung einschließlich
dem selbstgebackenen Bauernbrot – stand der zweite Tag unter dem Motto „Soweit die Füße tragen“.
Im stetigen Auf und Ab wanderte die Gruppe um den vom Großen Zunig herabziehenden Nordrücken
herum zur Arnitzalm. Die traumhafte Lage und die urigen Almen verführten uns zu einem kurzen
Frühschoppen. In der Folge setzte sich das Spiel mit den bachdurchflossenen Geländeeinschnitten
und den blumenreichen Bergrücken noch einige Male fort, bevor die von Lärchen umgebene Mulde
des Lackensees erreicht wurde.

Die Route führte uns oberhalb der Wetterkreuzhütte vorbei an blühenden Almrauschteppichen in den
Zupalkessel hinein und weiter zur idyllisch am gleichnamigen Bergsee gelegenen Zupalseehütte.
Nach einer ausgiebigen Mittagsrast durchwanderten die AV-ler das ausgedehnte, mit seinen
Rinnsalen und kleinen Seeaugen, Felsblöcken und Graspolstern sehr malerische Sreinkaas.
Wir müssen noch zur 2499m hohen Merschenhöhe aufsteigen, ehe es dann abwärts ging zur
achteckigen Lasörlinghütte (2350m), unserem nächsten Quartier am Rande des Glaurit.
In diesem steinigen Hochkar wurde früher einmal nach Bodenschätzen geschürft.

Für die Königsetappe am dritten Tag zeigte sich, wie die Tage davor, das Wetter von seiner
besten Seite. Heute hatten wir das anspruchsvollste Stück des Höhenweges bis zur
Reichenberger Hütte und den Lasörling (3098m) als höchsten Gipfel der nach ihm benannten
Lasörlinggruppe zum Ziel.

Relativ flach wandern wir ins weite, steindurchsetzte Glauretkar hinein. Durch viel Altschneefelder
gelangen wir in Serpentinen über Moränenhalden und aufsteilendes Blockgelände zur
Lasörlingscharte. Auf einem anstrengender werdenden Steig mit den ersten Seilsicherungen ging
es über die Dreitausendergrenze. Beidseitig ging es recht haltlos nach unten. Zum Ende stiegen wir
über eine schmale Scharte und dann in leichter Kletterei am Grat entlang hinauf zum Gipfel.

Eine gewaltige Rundumsicht entschädigte die Bergsteiger für jegliche Mühsal.
Wie auf einem Präsentierteller lag uns bei angenehmer Temperatur und wolkenlosem Himmel die
Venedigergruppe gegenüber. Nach langem schauen und genießen stiegen wir bis zur Scharte ab.
Der kürzere Übergang am Grat der Niederen Höhe zum Höhenweg erschien wegen der nicht sichtbaren
Routenführungn und der reichlich vorhandenen Altschneefelder eine Spur zu heikel.
Wie wir später erfuhren, war unser Abstieg ins Hintere Glauretkar die richtige Entscheidung.

Wir gönnten uns eine Pause um Kraft zu sammeln für die Schlüsselstelle (die wir uns ersparen wollten),
den grimmigen Steilhang zum Prägratner Törl (2846m). Der steile steinschlaggefährdete Aufstieg
über Geröll und noch viel Schnee verlangte noch einmal Ausdauer, Konzentration und Trittsicherheit.

Abwechslungsreich ging unsere Lasörling-Durchquerung weiter. Hoch gelegene schneereiche
Scharten wechselten sich ab mit schönen blumenreichen Karböden und prickelnden Hangtraversen.
Im stetig kräftigen Auf-und Abstieg wanderte die zähe Gruppe abwärts zur Schwelle des
Mittagskögele, weiter quer durch die abschüssige Flanke empor in die Scharte des Stampfleskopfes.
Ebenso steil stiegen wir hinunter zum Kleinbachboden.

Noch einmal ging es einen anhänglichen Gegenanstieg zur Roten Lenke (2794m) hinauf. Hier endlich
war die Hütte zu sehen und der Rest der Etappe war dann schnell geschafft.
Auf einem breiten Geländeriegel am stattlichen, noch mit Eisresten bestückten Bödensee, stand die
Neue Reichenberger Hütte. In der gastlichen Stube schmeckte uns nach 10 Stunden und 2000Hm im
Aufstieg das Weißbier „bsondas guat.“

Am nächsten Tag machten wir uns auf den letzten Teil der Lasörling-Traverse, in den wilden Talschluss
von Virgen.
Der weg ins Tal war nach dem schneereichen Winter noch gesperrt – und das am 23.Juli!
Nach Absprache mit dem Hüttenwirt und der Sprengung eines Lawinenkegels am zeitigen Vormittag
war der Weg jedoch freigegeben worden.
Auf dem Rudolf-Tham-Weg wanderte die Gruppe auf den erst vor kurzem ausgeaperten Böden über die
seichte Daberlenke in`s unglaublich tief eingeschnittene Dabertal hinab. Das Tal, einem riesigen V gleich,
ist eine perfekte Lawinenfalle. Wir marschieren am schmalen Pfad allmählich in einigen Kehren abwärts
und queren dabei noch einige steile Schneefelder. Eine außerordentlich vielfältige Blumenpracht begleitet
uns bis ins Tal.

Unten mündet das Dabertal in das wilde Umbaltal, wo die Isel, einer der Hauptflüsse Osttirols ihren
Ursprung hat. Wir wanderten noch ein kleines Stück ins Umbaltal hinein und besuchten noch die kleine
Clarahütte. Sie war letzten Winter leider das Opfer einer Lawine geworden und wird zur Zeit umgebaut
und etwas vergrößert.

Abschließendes Highlight der Lasörling-Runde war der Abstieg durch den Wasserschaupfad der
Umbalfälle,die durch die große Schmelzwasserführung besonders beeindruckend war.

Vom Endpunkt in Ströden ging es schließlich bequem mit dem Taxi zurück zum Ausgangspunkt unserer
viertägigen Tour.

Vor der Abfahrt aus Matrei besichtigten wir noch ein echtes kunsthistorisches Kleinod.
Die St. Nikolaus Kirche, ein vollständig erhaltener schlichter, romanischer Bau aus dem 12.Jh.
in dem noch reicher Freskenschmuck aus dieser Zeit zu sehen ist. Dieses Kulturdenkmal ist eine
Besonderheit, denn sie weist zwei Chöre auf.

Im Gasthaus „Alte Mühle“ fanden landschaftlich sehr abwechslungsreiche, in einer einzigartigen,
bunten Flora und bei bestem Bergwetter durchgeführte Tourentage einen würdigen Abschluss.

Ein besonderer Dank gilt der Tourenleitern, Frau Rita Kramhöller, für die Ausarbeitung und Organisation
der beeindruckenden Tour!

Bericht und Fotos: Rita Kramhöller

Hier noch eine kleine Auswahl an Bildern: