
Frühmorgens in Kaprun am Seilbahnparkplatz: 6 motivierte Radler des DAV Tittmoning versuchen sich an der Herausforderung, das Kitzsteinhorn zu erklimmen. Noch sind die Temperaturen angenehm, jedoch verspricht die Vorhersage einen heißen, sonnigen Sommertag. Die Hoffnung ist, dass sich die Hitze in der Höhe nicht vollständig durchsetzt.
Wir folgen zunächst der Asphaltstraße in Richtung Maiskogel. Die Route führt uns nach einer längeren Auffahrt wieder 200 hm hinunter und südlich weiter zur Häußelalm. Die ersten steilen Rampen begrüßen uns begleitet von mitleidigen Blicken der Wiederkäuer. An der Seilbahnstation nutzen wir die Gelegenheit die Flaschen aufzufüllen und hängen eine kleine Stärkung dran. Über uns thront der große Bau des Alpinzentrums, zu dem wir uns hinaufarbeiten. Dort oben ändert sich die Landschaft schlagartig von lieblichen Almwiesen in eine schroffe Stein- und Gletscherlandschaft.
Der klein gewordene, spaltenfreie Gletscher ist mit dunklem Sand bedeckt und bettet sich in die Hochebene ein. Bagger hämmern an Steinen und Lastwägen transportieren Schutt auf steilen Wegen. Es werden riesige, haushohe, bierzeltähnliche Gebilde angelegt und mit Folien überzogen. Massen von konserviertem Schnee versuchen unter den Folien der Hitze des Sommers zu trotzen.
Die Räder stellen wir an der Mauer der letzten Seilbahnstation vor dem Gletscher ab. Diese haben wir schiebend erreicht. Dann legen wir die Grödeln an die Füße und stapfen über den Gletscher, der zu weinen scheint. Seine Schmelzwassertränen ergießen sich in Bäche, die den Weg ins Tal einschlagen. Am Ende des Gletschers tummeln sich die Seilbahntouristen, viele davon mit Burkas ausgestattet und komplett vermummt. Die Liegestuhlreihen sind voll besetzt. Alle blicken auf das angrenzende kleine, Schneefeld. Dieses dient als Spielfeld für die Touristen und deren Kinder. Hier stehen Plastikrutscherl und Plastikschlitten für die laut jubelnde Touristenschaar. Um die Rutschpartie bzw. den kleinen Anstieg in der Höhe körperlich verkraftbar zu machen, wird ein ca. 40 m langes Förderband stehend genutzt.
Hier oben spielt Energieverschwendung und Umweltschutz scheinbar keine Rolle.
Der weitere Anstieg führt uns weiter durch die Selfigesellschaft zur Gipfelstation der Seilbahn. Hier bewundern wir, wie alle anderen die umliegenden Berge der hohen Tauern mit deren noch großen Gletscherflächen. Fünf sehr große Geier schweben über uns und entschwinden in den weiten der Landschaft der hohen Tauern.
Durch einen frostigen Stollen, der mit Ausstellungsgegenständen und Infomaterial bestückt ist, gelangen wir zum oberen Gebäude. Unmittelbar hinter der Terrasse finden wir den Klettersteig zum Gipfel. Ein Schild mahnt, dass sich nur Geübte in dieses Gelände wagen sollten. Kaum zu glauben, wer alles Übung hat.
Der 3067 m hohe Gipfel belohnt uns mit schwindelerregenden Tiefblicken auf die Stauseen, Gipfel wie hoher Tenn, Wiesbachhorn, Groß Glockner etc.. Es ist warm und windstill. Wir halten inne und genießen den grandiosen Ausblick. Dann treten wir den Abstieg an und wir schlängeln uns durch die Seilbahnalpinisten hinunter zum Gletscher. Dieser gibt mir einen Schilling frei, der sofort die Phantasie und die Gedanken an frühere Zeiten weckt. Die Grödel halten uns sicher auf dem Eis. Die Räder fahren sicher auf langen, teilweise schwierigen Singeltrails hinab zur Salzburger Hütte. Wer nach 2800 hm die Abfahrt kraftschonender gestalten möchte, kann als Alternative auch den Güterweg wählen.
Die nette Wirtin bringt uns kühle Hopfenkaltschalen und Kaspressknödelsuppe. Gestärkt können wir die weiteren tollen Trails in Angriff nehmen.
Am Parkplatz sind wir sechs uns einig, es war ein sehr abwechslungsreicher, hoch alpiner super sonniger, Bergtag mit vielen Erlebnissen!
Bericht: Norbert Knuhr
Bilder: Norbert Knuhr und Franz Röckenwagner