
Der Gleiwitzer Höhenweg wurde vor knapp 120 Jahren (!!!) errichtet und erleichtert den Nordanstieg – ausgehend von der Gleiwitzerhütte 2176m auf die Schneespitze des Hohen Tenn 3317m. Der Abschnitt vom innersten Ochsenkar auf die untere Jägerscharte und über das Spitzbrett bzw. Gamskarl bis zur oberen Jägerscharte ist fast durchgehend mit Stahlseilen versichert. Weiters sind Abschnitte zwischen Kempsen- und Bauernbrachkopf, und vor allem der klettersteigartige Anstieg auf den kleinen Tenn bzw. nach diesem seilversichert.
Die Starkniederschläge Mitte November 2019 (speziell am 17.11. – starker Schneefall bis 1m !!!, dann Regen) hinterließen im Fuschertal große Vermurungen, etliche steile Hänge glitten ab, und es bestand für mehrere Häuser akute Vermurungsgefahr. Auch das Hirzbachtal blieb davon nicht verschont, und die ersten Bergsteiger, die von der Gleiwitzer Hütte auf den Hohen Tenn stiegen, berichteten von starken Beschädigungen des Gleiwitzer Höhenweges zwischen unterer und oberer Jägerscharte.
Fred Haringer, der Hüttenwart der Gleiwitzer Hütte, fragte Paul Hasenauer, Ortsstellenleiter der Bergrettung Fusch um Unterstützung durch die Bergrettung, was ihm sofort zugesagt wurde. Am 5.7.2020 erfolgte von Paul die Besichtigung und sofortige Notreparatur der Drahtseile an mehreren Stellen. Es war sofort klar, dass eine Menge an Arbeit nötig war – der Weg war an 4 Stellen zum Teil komplett weg, und wo früher eine Grasnarbe war, schaute jetzt der blanke Fels heraus (Bild 1 und 2). Die Drahtseilversicherungen waren vielfach gerissen, teilweise unter den Erdmassen oder sie fehlten überhaupt.
Fred Haringer organisierte den Antransport des auf der Gleiwitzer Hütte lagernden Sicherungsmaterials mit dem Hubschrauber, der aber wetterbedingt nur bis ins Ochsenkar fliegen konnte. Danach wurde unverzüglich mit den Sanierungsarbeiten begonnen – nachfolgend die Chronologie der Arbeitseinsätze des 1.Sanierungsbereiches:
1) 10.7.2020: Hasenauer Paul / Waltl Andi (BR Fusch) – Antransport, Einrichten der Baustelle mit Depot Ochsenkar und Spitzbrett , Versicherung des 1.Abschnittes und Vorbereitung des 2.Abschnitttes (Seil und Anker vom Depot Ochsenkar hinaufgetragen)
2) 17.7. 2020 Hasenauer Paul / Rogl Englbert „Engei“ (BR Fusch) – aufgrund Schlechtwetters kein Einsatz am Gleiwitzer Höhenweg möglich, dafür Versicherung des obersten Wegabschnittes Richtung Brandlscharte mit 50m Stahlseil bei widrigsten Wetterverhältnissen. Auch die wetterfesten Wegmacher der DAV-Sektion Karpaten arbeiteten an diesem Tag unermüdlich.
3) 24.7.2020 Hasenauer Paul / Rogl Englbert gemeinsam mit 3 Gangkofern (Klaus, Max und Franz) – Weiterarbeit beim 2.Wegabschnitt (wo am 10.7. begonnen wurde) und Beginn mit dem 3. kritischen Abschnitt.
Durch Dauerregen wurde das Arbeiten an den Steilhängen trotz Selbstsicherung und Steigeisen immer gefährlicher – deshalb wetterbedingter Abbruch um 14:00!
4) 25.7.2020 Hasenauer Paul mit den 3 Gangkofern – letzter und sehr arbeitsintensiver Einsatz, Start um 6:00 Uhr, Versicherung des 3. und 4.Abschnittes knapp unter der oberen Jägerscharte. Auszug aus dem Bericht der DAV-Sektion Gangkofen……“Um 19 Uhr in der Hütte angekommen, konnten wir sagen: Gemeinsam haben wir es geschafft, die Drahtseilversicherung bis zur oberen Jägerscharte wiederherzustellen. Es war angesichts des vielen Schlechtwetters und der gefährlichen Verhältnisse eine große Herausforderung, die wir im Team und auch so sicher wie möglich bewältigen konnten. Unser „Base Camp“ Antje kochte weltmeisterlich auf und wir konnten unsere Energietanks wieder aufladen“.
Es gelang, den 1.Sanierungsbereich innerhalb von 3 Wochen fertigzustellen und damit die Sicherheit in der Zeit der meisten Begehungen wesentlich zu erhöhen.
Bis jetzt wurden am Gleiwitzer Höhenweg ca.150m Stahlseilversicherung und am Brandlschartenanstieg 50m Stahlseilversicherung neu montiert und die bestehende Seilversicherung an mehreren Stellen repariert.
Nachdem mehrere Stellen am weiteren Gratverlauf nach der oberen Jägerscharte ebenfalls repariert werden mussten bzw. auch der Max-Hirschelweg zum Mooserboden, wurden umgehend 400m Stahlseil 12mm sowie 40 Torstahlanker bestellt.
Fred Haringer organisierte einen 2.Transportflug, der wegen Schlechtwetters erst am 27.8. zustande kam – es blieben also noch knappe 4 Wochen Zeit für den 2.Sanierungsbereich:
5) 27.8. Transportflug mit Sennair und Einrichten von zwei Materialdepots durch Paul H.:
250m Stahlseil/20 Anker/Seilklemmen am Kempsenkoof und 150m Stahlseil/20 Anker/Seilklemmen auf der oberen Jägerscharte. Danach wurden Werkzeug und Bohrmaschine vom Depot Spitzbrett zum Kempsenkoof hinaufgetragen, dabei wurden noch 4 Steigbügel und eine 8m-Seilpassage an gefährlichen Stellen montiert.
6) 11.9.2020: Paul H. – Aufstieg 5:20 Uhr (zach 😉 zur GH bzw. weiter Kempsenkopf, Bereich Kempsenkoof bis zum kleinen Tenn saniert (der lockere Steigbügel am Kleinen Tenn wurde ersetzt 😊) und weitere Arbeiten vorbereitet.
7) 24.9.2020: Waltl Andy und Paul H. -südseitige Gratversicherung nach dem Kempsenkoof saniert und anschließend wie geplant 100m neues Seil vom Abzweiger Kempsenkopf zum Mooserboden verlegt bzw. neue Anker eingebohrt.
Anschließend das gesamte Werkzeug (mit Ausnahme eines 28mm Bohrers (Depot Spitzbrett) zur Hütte zurückgebracht und aufgeräumt.
Dabei haben sich die neuen 45l-Transport-Rucksäcke von Petzl sehr bewährt!
Insgesamt wurden an 7 sehr arbeitsintensiven Tagen (17 Manntage) 300m Stahlseil am Gleiwitzer Höhenweg/Max-Hirschelweg und 50m am Brandlschartenanstieg neu verlegt.
Für nächstes Jahr sind noch folgende Arbeiten geplant:
*Seilversicherung am Spitzbrett sanieren
*lockere Anker vom Spitzbrett bis zur oberen JS ersetzen und Steigstifte in den heiklen Bereichen ergänzen
*Seilgeländer in der Mitte zwischen Oberer JS und Kempsenkopf erneuern (Stangen locker und gebogen, siehe Foto 15).
Das gesamte Material dazu ist für die nächsten Jahre vorhanden (siehe Foto 13 und 14) –
im Depot obere Jägerscharte und Kempsenkopf liegen je 150m Stahlseil mit insgesamt mind.70 Bolzen und mind. 120 Seilklemmen!
Nachdem heuer auch noch eine große Benzinbohrmaschine samt den nötigen SDS-MAX-Bohrern angeschafft wurde, sind optimale Voraussetzungen für zukünftige Sicherungsarbeiten gegeben.
Abschließend möchte ich mich bei Allen bedanken, die bisher den Gleiwitzer-Höhenweg erhalten haben (in den letzten Jahren Bergführer Unterberger Hubert mit den Wegmachern) und vor allem bei Jenen, mit denen ich heuer diese Aufgabe gemeinsam bewältigen konnte.
Es war eine schöne Arbeit, und es ist ein gutes Gefühl, etwas dazu beigetragen zu haben, dass dieser großartige alpine Steig auf den Hohen Tenn weiter erhalten bleibt!
Ganz besonders möchte ich mich bei Antje und ihrem Team vom „basecamp“ – der Gleiwitzerhütte -bedanken, wir wurden bestens versorgt und kommen gerne wieder!
Bericht Sanierung Gleiwitzer Höhenweg im Sommer 2020 (Paul Hasenauer / Bergrettung Fusch)
Fotos in voller Größe:
https://drive.google.com/drive/u/0/folders/1IcsZuhOlksGf5a5b_x2CSgwzSunnn_Vy
Fotos in der Reihenfolge:
1) zerstörter Steig nach Spitzbrett – Abschnitt 1 (Foto Paul Hasenauer)
2) zerstörter Steig im heikelsten Abschnitt 3 (Foto Paul Hasenauer)
3) Andi beim Bohren in Abschnitt 1 (Foto Paul Hasenauer)
4) Engei_beim Bohren in Abschnitt 3 (Foto Max Altmannshofer)
5) Teamwork in Abschnitt 3 (Foto Max Altmannshofer)
6) exponiertes und rutschiges Arbeiten in Abschnitt 3
7) Franz beim Seileinziehen in_Abschnitt 3 (Foto Max Altmannshofer)
8) Klaus beim Graben in Abschnitt 3 (Foto Max Altmannshofer)
9) beim Anker Einkleben am Kempsenkopf (Foto Andi Waltl)
10) Andi am Kempsenkopf (Foto Paul Hasenauer)
11) Andi beim Bohren am Max-Hirschelweg (Foto Paul Hasenauer)
12) Seilwechel am Max-Hirschelweg (Foto Paul Hasenauer)
13) Depot Kempsenkopf (Foto Paul Hasenauer)
14) Depot obere Jägerscharte (Foto Paul Hasenauer)
15) für 2021: Seilversicherung zwischen_OJS_und_Kempsen (Foto Paul Hasenauer)
16) Ankunft bei der GH nach dem letzten Arbeitseinsatz 24.9.2020 (Foto Paul Hasenauer)