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Sieben Tage unterwegs in der grandiosen Bergwelt der Dolomiten

– Tittmoninger Skibergsteiger durchquerten Welterbe-Naturpark „Fanes – Sennes – Prags“

Bei nahezu idealen Wetter- und Schneeverhältnissen konnten die Teilnehmer der Dolomitendurchquerung unvergessliche Eindrücke von einem Gebirge sammeln, dass zu Recht zum „Unesco-Welterbe“ gehört und sicherlich als einzigartig bezeichnet werden kann. Steile Anstiege, grandiose Ausblicke und rassige Firnabfahrten ließen keine Wünsche offen.

Bei wechselhaftem Wetter starteten wir am Sa. 12.04. in Pederü zur Dolomitendurchquerung und hatten wegen des einsetzenden Nieselregens bei Erreichen der Lavarellahütte, dem Stützpunkt für die ersten zwei Tage, keine große Hoffnung, am selben Tag noch eine Skitour machen zu können. Während der Brotzeit in der gemütlichen Hütte besserte sich das Wetter aber rasch und bei der ersten Erkundungstour in das weite Ciamplactal kam der ein oder andere Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Der Marsch durch unzählige Hügel und Mulden vorbei an rauschenden Gebirgsbächen führte uns letztendlich auf die 3.026 m hohe Zehnerspitze, die einen guten Einblick auf die Nordseite der Lavraellaspitze ermöglichte, die am nächsten Tag auf dem Programm stand.

In der Hoffnung auf die vom Wetterbericht prognostizierte Wetterbesserung überquerten wir am Sonntag vormittag bei dichtem Nebel das Limojoch und bereits am Tadegajoch erfüllte sich unsere Hoffnung. Bei angenehmen Temperaturen zogen wir unsere Spur vorbei am Fuße der eindrucksvollen Conturinesspitzen und erreichten nach Überwindung der zwei Steilstufen den 3.034 m hohen Westgipfel der Lavarellspitze. Aufgrund der guten Schnee- und Sichtverhältnisse konnten wir die atemberaubende Firnabfahrt durch die steile Nordflanke hinunter zum Lavarellasattel wagen, die Überschreitung des dominierenden Skigipfels in der Fanesgruppe stellte einen Auftakt nach Maß für unsereTourenwoche dar. Nachdem sich die Sonne mittlerweile immer mehr durchgesetzt hatte und an diesem Tag nur 1.200 Hm zu Buche standen, machten wir noch einen gemütlichen Sparziergang zur benachbarten Faneshütte. Auf der vollbesetzen Hüttenterasse genossen wir die Livemusik und die ausgelassene Stimmung anlässlich des alljährlich abgehaltenen Skitourenrennens.

Am unserem dritten Tourentag stand dann der Wechsel zur Senneshütte an. Nach einer kurzen Abfahrt auf der hartgefrorenen Straße in Richtung Pederü erfolgte ein steiler Anstieg zur 2.395 m hohen Ciaminscharte. Hier folgte der steile, respekteinflößende Anstieg zum 2.610 m hohen Ciamin, der uns den Blick in das gewaltige Gran-Valun-Tal eröffnete, durch das wir wenig später bei besten Firnverhältnissen talwärts wedelten. Bereits bei der Abfahrt zur einsamen Fodarahütte hatten die glitzernden Firnflanken des Lavinores unsere Blicke auf sich gezogen. Kurzerhand richteten wir an der Fodarahütte ein Gepäckdepot ein und machten uns auf den Weg zum äußerst lohnenswerten 2.462 m hohen Gipfel. Nach Überwindung der imposanten Gipfelwächte konnten wir beim aussichtsreichen Gratanstieg den tollen Blick auf die Tofanen, die Cristallogruppe, die Sorapis, den Monte Pelmo und viele andere namhafte Dolomitengipfel genießen. Spätestens bei der Abfahrt erwies sich der Lavinores als äußerst sinnvolle Nachmittagsbeschäftigung, bester Firn ließ die 400Hm-Gipfelflanke zum puren Vergnügen werden. Nach ca. 1.800 erlebnisreichen Höhenmetern erreichten wir bei frühlingshaften Temperaturen die urgemütliche Senneshütte, wo der überraschende Besuch von Heiner und Erik Anlass genug dafür gab, einen zünftigen Hüttenabend zu verbringen.

Der Alpenhauptkamm hielt glücklicherweise am Dienstag, unserem vierten Tourentag, das schlechte Wetter einer Kaltfront von den Dolomiten fern, das Thermometer war jedoch von den zuletzt frühlingshaften Temparaturen auf – 10 Grad gefallen. Schnell lichtete sich der mystische morgendliche Nebel, der die hügelige Landschaft auf dem Weg zur Seekofelhütte wüstenähnlich aussehen lies. Beim alpinen Anstieg zum 2.810 m hohen Seekofel, bei dem auch drahtseilgesicherte Felspassagen zu überwinden waren, lachte bereits wieder die Sonne vom Himmel. Beim Rundblick vom dominierenden Seekofel, dessen massive Gestalt vor allem auch vom Pragser Wildsee sehr mächtig erscheint, erweckte eine formschöne Gipfelpyramide nordwestlich der Senneshütte unser Interesse. Eine grandiose Wolkenstimmung verkürzte uns den weiten Weg und nach ca. 2 stündigem Anstieg standen wir auf dem 2.787 m hohen Gipfel des Monte Sella di Sennes, der unseren vierten Tourentag mit einer schönen Firnabfahrt zur sehr gemütlichen Senneshütte abrundete.

Am fünften Tourentag galt es abermals Abschied von einer gemütlichen Hütte zu nehmen und mit vollem Gepäck machten wir uns auf den Weg zum kleinen Seekofel, der mit seinem 2.750 m seinem großen Bruder vom Ausblick her kaum nachsteht. Nach der Abfahrt vom kl. Seekofel durchquerten wir abermals das hügelige Gelände unter der Seekofelhütte und stiegen über die südwestliche Schulter zur Roten Wand auf, von wo der weitere Anstieg zur kleinen Gaisl auf 2.859 m bereits vorgezeichnet war. Hier lud der imposante Blick zur benachbarten hohen Gaisl zum Verweilen ein. Auf der abenteuerlichen Abfahrt vorbei an der Rossalmhütte hinunter ins wilde Altpragsertal konnten wir erstmals auch die Drei Zinnen erspähen und mussten erst kurz vor dem Gasthaus Brückele die Skier abschnallen, wo uns bereits die sehr rühige Wirtin empfing.

Als Höhepunkt der gesamten Tourenwoche erwies sich dann am Gründonnerstag, unserem sechsten Tourentag die Dreizinnenrunde, die wir am Dolomitenhof im Sextener Tal starteten. Durch das landschaftliche sehr reizvolle Fischleintal erreichten wir bei angenehmer Steigung den Sextener Stein, dem man mit ruhigem Gewissen als Aussichtsbalkon zu den Drei Zinnen bezeichnen kann. Kaum zu glauben, dass wir an diesem Traumtag bei idealen Schnee- und Wetterverhältnissen den ganzen restlichen Tag keine Menschenseele mehr trafen. Nach einem ausgiebigen „Fotoshooting“ am Sextener Stein machten wir uns auf die Abfahrt vorbei an der Drei-Zinnen-Hütte und schon bald folgte der Aufstieg über das Büllelejoch zur östlichen Obernbacherspitze, die mit ihren 2.675 m unter anderem einen außergewöhnlichen Blick auf den Zwölferkofel und die imposanten Gipfel der Sextner Dolomiten ermöglicht. Die atemberaubende Abfahrt hinunter zur Zsigmondyhütte im Angesicht der dominierenden Berggestalt des Zölferkofels führte uns durch das Bacherntal wieder zurück ins Fischleintal und zu unserem Ausgangspunkt, dem Dolomitenhof, den wir nach ca. 1.700 außergewöhnlichen Höhenmetern erreichten. Im einladenden Biergarten am kleinen Wirtshäusl konnten wir den wohlschmeckenden Cappucino in der Nachmittagssonne schlürfen und interessante Gespräche mit Gleichgesinnte führen, wie bereits erwähnt, wir hatten den ganzen Tag seit dem Sextener Stein keinen Tourengeher mehr getroffen.

Am siebten Tourentag, dem Karfreitag, stiegen wir dann vom Lago Antorno auf zur Auronzohütte und schauten uns die Drei Zinnen von der südlichen, also der gegenüberliegenden Seite an. Nachdem die angekündigte Schlechtwetterfront bereits erste Vorboten sichckte und am gleichen Tag noch die Heimfahrt anstand, stand eine etwas kürzere Tour auf dem Programm. Wir stiegen zur Auronzohütte auf und bewältigten die steile Rinne in die Scharte direkt zwischen den Drei Zinnen. Von hier aus gabs nochmal eine steile Firnabfahrt zurück zur Auronzohütte und auf weiteren Firnhängen wedelten wir wieder hinunter zum Lago d’Antorno.

Bilder von Karin Geierstanger, Dirk Arlheger und Franz Röckenwagner