Home > Publications > Skitourengruppe des DAV Tittmoning verbrachte sonnige und erlebnisreiche Tage in Osttirol

Bei strahlend blauem Himmel starteten wir vom Südportal des Felbertauerntunnels zu einem Paradegipfel  in der östlichen Granatspitzgruppe, dem 2.922 m hohen Gipfel des Hochgassers. Spätestens aber der Grünseehütte rückte immer mehr der imposante Ausblick zum Großvenediger ins Blickfeld und ließ die Mühen des 1.300 Hm-Aufstieges schnell vergessen. Eine weitere Belohnung erhielten wir dann bei der Abfahrt in Form einiger unverspurter Pulverschneehänge, denen der frische Wind nichts anhaben konnte. Fast übergangslos folgte dann der Wechsel vom Pulverschnee zum Frühjahrsfirn auf den weiten Hängen hinunter zum Felbertauern-Südportal. Das nahegelegene Matreier Tauernhaus bot sich dann für eine gemütlich Einkehr an, bei der wir die Erlebnisse der gelungenen Auftakttour nochmals Revue passieren ließen. Anschließend fuhren wir weiter nach St. Lorenzen im Lesachtal in unser eigentliches Zielgebiet des verlängerten Tourenwochenendes.

Am zweiten Tourentag starteten wir bei Untertiliach in ein südlich ausgerichtetes Seitental namens Frohntal und erreichten nach einem längeren Talmarsch bei deutlich ansteigendem Gelände das Hochweißsteinhaus und etwas später das bereits 2.011 m hoch gelegene Öfner Joch. Die morgendliche Bewölkung lockerte während des Anstieges auf und bei guter Sicht bauten sich die beeindruckenden Felstürme der „karnischen Dolomiten“ vor uns auf. Der sehr interessante Gratanstieg verlief aufgrund der grandiosen Ausblicke sehr kurzweilig und abwechslungsreich und führte uns schließlich zum 2.384 m hohen Gipfel des Hochalpl. Die folgende Abfahrt vom Monte Oregone (italienische Bezeichnung des direkt am Grenzkamm zu Italien gelegenen Gipfels) bei guten Firnverhältnissen war ein Genuss. Am Ende des Tages waren sich alle einig, dass die Tour zum Hochalpl ein tolles Erlebnis war.

Auch am dritten Tag folgten wir von Hopfgarten aus einem nach Süden ausgerichteten Seitental mit dem Ziel Reiterkarspitze. Bei der Gartlhütte im hinteren Talende öffneten sich die weiten Hänge des idealen Skitourenberges, doch es zeigte sich auch, dass die Temperaturen zu hoch waren und tiefer Sulz die Schneedecke prägte. Kurzerhand änderten wird das Tourenziel und stiegen zum Hochspitzgipfel auf in der Hoffnung, dass die gegenüberliegende Talseite durch die geringere Sonneneinstrahlung noch machbar ist. Doch auch die Westhänge des Hochspitz waren aufgrund der hohen Temperaturen so stark aufgeweicht, dass ein weiterer Gipfelanstieg keinen Sinn mehr machte und wir umkehren mussten. Die frühe Rückkehr nutzten wir gleich auf der Sonnenterrasse und die Gitarrenmusik und die guten Getränke entschädigten voll und ganz für das entgangene Tourenziel.

Zum Abschluss stand am vierten Tourentag der Golzentipp auf dem Programm, ein Skigipfel in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Skigebiet in Obertilliach, der jedoch durchaus alpinen Charakter aufweist. Nach einem kurzen Aufwärmen auf der Skipiste zweigte die Route in einen Lawinengraben ab, der von der Gruppe eine gute Aufstiegstechnik erforderte und steil hinauf zum 1.951 m hohen Vorgipfel Grip und über einen weiten Rücken hinauf zum 2.317 m hohen Golzentipp führte. Die Abfahrt erfolgte dann, was sich beim abermals tiefen Sulzschnee und bei äußerst schlechter Sicht als günstig erwies, über die bestens präparierte Skipiste hinunter nach Obertilliach. Trotz der Nähe zur Skipiste erwies sich der Golzentipp als durchaus lohnendes und interessantes Skitourenziel und stelle gleichzeitig einen würdigen Abschluss der Skitouren im Lesachtal dar. Genussreiche Skitourentage im Lesachtal gingen zu Ende – was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es waren auf Grund der herannahenden Coronakrise fast schon die letzten  gemeinsamen Sektionsskitouren für diesen Winter.

Franz Röckenwagner