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Ausbildungswochenende der Alpenvereinssektion Tittmoning in den Berchtesgadener Bergen am 25./26 Juni.

In der Nacht hatte es noch gewittert und stark geregnet, doch die Wetteraussichten waren gut und so traf sich die Ausbildungsgruppe am Samstagmorgen am Parkplatz Hinterbrand für ein Ausbildungswochenende „Wandern, Bergsteigen und Klettersteig“.

Noch wolkenverhangen und kühl zeigten sich die Berge, als schon am Parkplatz die Ausbildung unter Leitung von Kurt Stemmer begann. Wiegen der Rucksäcke. Wie schwer sollte ein Rucksack nicht sein und was muss mit, was kann mit und was sollte man zuhause lassen. Es folgte eine grundsätzliche Besprechung der zwei-tägigen Ausbildung mit Inhalten und der Tour am Samstag.

Gleich gefolgt von dem Thema Gehgeschwindigkeit, Krafteinteilung und Gruppenreihenfolge.Immer wieder gab es während des Aufstieges kurze Stopps mit Lehrinhalten und Trinkpausen. Wer wusste schon vorher, dass man – theoretisch – etwa 10 Tage ohne Essen gehen kann, aber ohne Trinken nach wenigen Stunden Bergsteigen der Körper am Ende ist? Ausprobieren wollte es aber trotzdem keiner.

Nach der Mitterkaseralm führte der Weg steil bergauf Richtung Hohes Brett mit vielen Möglichkeiten das richtige Auftreten mit der ganzen Sohle auf Fels und Fußstellungen bei Schotter zu üben. Über den Pfaffenkogel ging es dann hinab zum Stahlhaus mit kurzer Rast.

Kaum ausgetrunken, wurde zum nächsten Übungsabschnitt aufgebrochen. Firnschneequerung mit Fall- und Bremsübungen. Auf der Suche nach Firnschnee ging es nochmals bergauf Richtung Schneibstein, wo die Gruppe in einer Rinne ein ausreichend steiles Restschneefeld fand. Gehtechniken im Firnschnee und verschiedene Sturzszenarien mit Rutschstopp wurden mit viel Ernst, aber auch viel Spaß und Lachen intensiv geübt. Man glaubt gar nicht wo dabei der Schnee überall hineinrutscht und wie schmutzig und scharfkantig solche Schneefelder sein können. Kurz vor dem Abendessen erreichte die Gruppe wieder das Stahlhaus. Wie immer war das Abendessen auf dem Stahlhaus ein Genuss und nicht nur weil es am Berg immer schmeckt, sondern weil es einfach echt gut war.

Wer nun dachte jetzt wird es gemütlich, wurde eines anderen belehrt. Noch war Kurt mit der Ausbildung an diesem Samstag nicht fertig. Kartenkunde und Tourenplanung stand nun auf dem Programm. Nochmal Konzentration. Karten einnorden, Höhenlinien deuten, Entfernungen und Höhenmeter ermitteln und daraus drei grimmige Tourenplanungen basteln. So mancher sehnte sich nach dem Wein, der auf der Angebotstafel auf dem Tisch feilgeboten wurde. Aber erst der Schweiß, dann der Preis. So auch dieses Mal und nach hartem Rechnen und Feilschen um Zeiten pro Höhe und Entfernung, fand der Tag den verdienten Ausklang.

Der nächste Tag begann früh, mit zu dieser Zeit erst halber Kaffeewirkung, mit Grundsatzregeln für das Verhalten in den Bergen und auf den Hütten von 1908. Schön, dass solche Regeln auch heute noch zutreffen.

Mit Wetterkunde und Wolkenbeobachtungen ging es weiter Richtung Schützensteig-Klettersteig zur Klettersteig-Ausbildung. Kaltfront, Warmfront, Cummulus, Cirren u.v.m. begleiteten die Gruppe bis zum Einstieg. Nun folgte Materialkunde, Sicherheit im Klettersteig, sowie richtiges Verhalten und Klettertechniken. So vorbereitet wurde in den Schützensteig eingestiegen und der Theorie folgte prompt die Praxis. Konzentriert und mit Freude wurde die Wand durchstiegen, mit freudigem Hallo am Ende.

Der darauffolgende Abstieg Richtung Ausgangspunkt vom Vortag war voller Gespräche und Lachen. Aber noch war die Ausbildung nicht vorbei. Nach kurzer Rast ging es nochmal um die Gefahren im Gebirge und was man tun kann. Den Abschluss bildete noch die Verletztenversorgung und das Tragen mit einigen Übungen und Tricks, wie man aus Stöcken und Kleidung Tragesysteme machen kann.

Insgesamt ein sehr gelungenes Ausbildungswochenende, an dem jeder etwas mitgenommen hat und das Lust auf Mehr in den Bergen gemacht hat.

Bericht Ulrich Dankerl

Bilder: Iris Dankerl & DAV

Bildtext: Eines der Highlights im Schützenklettersteig ist die Hängebrücke hoch über dem Berchtesgadener Talkessel. Der DAV setzt sich dafür ein, dass Interessierte zu selbstständigen und verantwortlichen Bergsteigern ausgebildet werden können.