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Von Hütte zu Hütte in der Texelgruppe

 

Die Texelgruppe ist ein Gebirge im südlichen Teil der Ötztaler Alpen in Südtirol.

Im Süden wird die Texelgruppe vom Vinschgau,  im Osten vom Passeiertal und im Westen vom Schnalstal begrenzt.

Trotz unsicherer Wetterprognose starteten wir zu zwölft Richtung Brenner und über den Jaufenpass ins hintere Passeiertal. Unser Ziel war der “Naturpark Texelgruppe“, eine kleine Berggruppe nördlich von Meran, die auch als die „hochalpine Schatzkammer Merans“ bezeichnet wird.

 

Bei bewölktem Himmel begannen wir in Pfelders, 1623 Meter  hoch gelegen,  unseren vierstündigen Aufstieg zur Stettiner Hütte (2875m). Zuerst ging es taleinwärts zur Lazinser Alm, wo wir nach der langen Anfahrt eine Pause einlegten und Petrus uns mit kurzen Regenschauern etwas narrte.

Ab der Lazinser Alm wanderten wir auf einem Teilstück des Meraner Höhenwegs – eine ehemalige Militärstrasse in angenehmer Steigung hinauf zur Stettiner Hütte. Die Hütte wurde 2014 durch eine Schneelawine zerstört und wird bis zu ihrem geplanten Wiederaufbau provisorisch bewirtschaftet. Wir waren in dem Holzbau trotzdem gut untergebracht und versorgt worden.

Kaum angekommen,öffnete der Himmel seine Schleusen.

Am nächsten Morgen wurden wir – nach nächtlichem Gewitter – und entgegen unseren Erwartungen mit strahlendem Sonnenschein und einem direkten Blick auf unser erstes Ziel, die Hohe Wilde, begrüßt. Mit 3480 Metern ganz schön hoch und einigen ausgesetzten und seilversicherten Stellen auch ganz schön wild.

Gleich hinter der Hütte begann der Grützmacher Steig.. An einem kleinen noch eisbedeckten Bergsee vorbei , führte der Felssteig durch die Südflanke hinauf. Über Trittstufen, schottrigen Abschnitten und teils mit Stahlseilen gesicherten steilen Gipfelaufstieg, erreichten wir das Gipfelkreuz mit einem unglaublichen Berg- und Gletscherpanorama.

Hier verläuft die Grenze zwischen Tirol und Südtirol. Von Süden ist die Hohe Wilde gletscherfrei und zählt zu den höchsten durch einen „Weg“ erschlossenen Gipfel der Ostalpen. Den anspruchsvollen Weg mussten wir auch mit der gebotenen Vorsicht wieder zurück.

Nach verdienter Pause ging es  zunächst über das nahe Eisjöchl (2895m) an einem Moränensee  vorbei unter den Auslauf einer Geröllrinne.

Hier begann der Aufstieg zum Johannisschartl (2854m), was sich harmloser anhört – es lag noch Schnee und Eis in der Rinne. Diese Passage war eine der heikelsten der gesamten Tour. Hier mussten wir in einem sehr steilen steinschlaggefährdeten Geröllcouleur mühsam 150 Höhenmeter bewältigen.  .Der Abstieg auf der Südseite war ebenso steil und erforderte wiederum von allen besondere Aufmerksamkeit.

Danach wanderten wir kehrenreich das grüne und wasserreiche Tal am Zielbach talauswärts zur  gemütlichen Lodnerhütte.

Der folgende Tag wurde mit einer Wanderung auf dem „Franz Huber Steig“ eingegangen. Dieser Vinschgauer  Panoramaweg par excellance ist ein hochalpiner und landschaftlich großartiger Steig, der atemberaubende Tiefblicke bietet. An den Steilhängen der Plattenspitze und des Tschigat vorbei,  wanderten und kraxelten wir  im stetigen Auf und Ab steile Flanken und weite Geländebuchten aus. Die Sattelspitze (2428m) am Weg liegend nahmen einige als Gipfelziel noch mit, die restliche Gruppe umging nicht minder ausgesetzt die südseitige Steilflanke. Der ganze Steig war gesäumt von wunderbaren Blumen und vielen Ziegen, die uns den Weg versperrten.

Am Hochganghaus (1839m) oberhalb von Meran gelegen trafen wir uns alle wieder zur gemeinsamen Mittagspause.

Die Gesichtsausdrücke meiner Gruppe ließen mich etwas zweifeln ob die Entscheidung ,auf der  Oberkaseralm zu übernachten,  richtig war. Stand uns doch noch der Steilaufstieg in die Hochgangscharte (2441m) bevor.

Gut gestärkt nahmen wir diese Etappe bis zur Oberkaseralm in Angriff. Der überraschend gut angelegte Steig wand sich in zahlreichen Serpentinen  zwischen zerschlissenen Urgesteinsflanken steil und  teils gesichert zur Hochgangscharte empor. Wir genossen herrliche Blicke über den nach Süden hin weit offenen Meraner Talkessel.

In der Scharte eröffnete sich eine völlig andere Welt: die Spronser Seenplatte, die größte hochalpine Seengruppe Südtirols. Wir blickten in eine herbe skandinavisch anmutende Karlandschaft mit dem Langsee, dem größten der neun stufenförmig übereinander liegenden Seen zwischen 2117 und 2589 Metern hoch gelegen.

Wir wanderten an seinem linken Ufer entlang zum Nordende und gingen über eine Geländestufe zum Grünsee hinab. Dort zweigte der Weg zur Oberkaseralm ab, die eingebettet in einem Talkessel umgeben von Kaser-und Pfitscherlake liegt. Dieser besondere Ort lies uns die Strapazen schnell vergessen und wir genossen auf der Terrasse bei  herzhaften Köstlichkeiten die letzten Sonnenstrahlen.

 

Am letzten Tag machten wir uns nach einem reichhaltigen Südtiroler Frühstück an die Schlussetappe.

Wir wanderten wieder zum Grünsee hinauf und weiter Richtung Spronser Joch. Dort lag als nahes Gipfelziel noch der Schwarzkopf am Weg. Er steht im Schatten der Gipfelprominenz der Texelberge und ist auf einfachem Anstieg zu erreichen.

Nördlich des Schiefen Sees stiegen  wir an einigen Felsstufen zum Schwarzsee, dem obersten der Spronser Seen, hinauf. Am linken Ufer entlang gelangten wir auf das Grünjoch und über einen  Grat zum Schwarzkopf.

Der Ausblick von seinem Gipfel war gewaltig .Der Blick ging auf alle Spronser Seen, die tiefblau aus Felskesseln leuchteten und eine Hinterlassenschaft des verschwundenen Eises sind.   Beeindruckt von den Rundumblicken zu den Dolomiten, zur Brenta, die Gipfel der Adamello und Presanella und über die Texelgruppe mit dem Tschigat, dem Lodner und der Hohen Weiße, die wir in den Vortagen umrundeten, machten wir uns an den Abstieg.

Am Schiefen See ließen wir bei einer längeren Pause noch einmal die grandiose Landschaft auf uns wirken.

Anschließend wanderten wir zum Spronser Joch (2584m), einem uralten Übergang,  hinauf, überschritten das Faltschnaljöchl (2417) und marschierten  auf dem Tiroler Höhenweg das Faltschnaltal nach Pfelders hinunter.

 

Auf der Faltschnalalm ließen wir vier herrliche Tourentage ausklingen und

waren uns einig, bei idealem Wetter erlebnisreiche Bergtage mit spannenden Touren in einer außergewöhnlichen Landschaft verbracht zu haben.

Rita Kramhöller