
Bergtour auf den Spuren des Märchenkönigs Ludwig II.
Die alljährliche Viertagestour führte heuer in die Soierngruppe und stand unter dem Motto „Auf den Spuren des Märchenkönigs Ludwig II. Die Soierngruppe ist eine kleine eigenständige Gebirgsgruppe im Nordwesten des Karwendels bei Krün, die als einzige Untergruppe des Karwendels vollständig in Deutschland liegt.
Bekannterweise hat König Ludwig der II., dem ein Hang zum Wahnsinn nachgesagt wurde,politisch die Welt nicht bedeutend verändert. Allerdings hat er seiner Nachwelt eine große Anzahl von Prunkbauten wie Schloss Neuschwanstein, Herrenchiemsee oder Linderhof hinterlassen.
Ein weiteres Kleinod war das Soiernhaus im Vorkarwendel gelegen. Dort verbrachte der Kini des öfteren seinen Jagdurlaub. Er selber jagte nicht,sondern genoss die Ruhe des Soiernkessels.
Frühmorgens fuhren wir zu vierzehnt an einem der heißesten Wochenenden über Bad Tölz und den Kochelsee nach Krün, unserem Ausgangspunkt.
Ziel des ersten Tages war das Obere Soiernhaus. Vom Parkplatz am Gries an der Isar gelegen gab es zum Auftakt einen sechs Kilometer langen Hatscher auf dem breiten Fahrweg zur Fischbachalm hinauf, wo wir nach der Anfahrt gleich die Einkehrmöglichkeit inmitten sanfter grüner Hügel nutzten.
Nach diesem willkommenen Einkehrschwung hatten wir für den weiteren Zustieg die Wahl zwischen einer leichten und einer schwereren Variante. Wir entschieden uns für die landschaftlich abwechslungsreiche schwerere Variante: den Lakaiensteig. Er führte uns aussichtsreich in ständigem Auf und Ab in südlicher Richtung durch die Ostflanke von Ochsenstaffel und Schöttelkopf hinüber in den Soiernkessel. Auf schmalem Pfad querten wir dabei teilweise drahtseilgesicherte steile Felswände, Schuttkare und Bachläufe.
Die Dienerschaft plagte sich damals mit Speis und Trank über den Steig und musste vor dem König ankommen um das Haus für ihn vorzubereiten.
Zur Mittagszeit war die ganze Gruppe oben am Oberen Soiernhaus, dem Jagdhaus vom Kini, an einem herausragenden Platz mit besonderem Panorama und idyllisch am Soiernsee gelegen ,dem Herz der Soierngruppe.
Nach der Quartierbelegung und einer kurzen Rast wurde noch die Schöttelkarspitze (2050m) bestiegen.
Anfangs wanderten wir auf den bestens angelegten Königssteig in Serpentinen zur Scharte hinauf,hier wurde es steiler und steiniger ehe wir den Gipfel erreichten.Einfach paradiesisch-königlich war der Blick auf die umliegende Bergwelt und die malerischen Soiernseen, die von oben wie smaragdgrüne Augen wirkten.
Auf dem Gipfel der Schöttelkarspitze ließ sich Ludwig einen Pavillon aus Zedernholz erbauen, um an diesem Ort seinen Tee einzunehmen, wobei 14 Meter des Gipfels abgesprengt wurden. Hier konnte er die herrliche Aussicht genießen, denn er fühlte sich nur in der Abgeschiedenheit der Berge wohl.
Einer Abkühlung im erfrischenden malerischen Bergsee konnte zum Abschluß an diesem heißen Tag fast niemand wiederstehen.
Am zweiten Tag hat uns dann der Weg zur Soiernspitze erst hinunter an die idyllischen Soiernseen und zur Hans Merkel Hütte geführt.Von dort ging es auf schmalem Pfad über einen Grashang hinein in den felsigen nordseitigen Schotterkessel, der uns ziemlich kräfteraubend zur Soiernscharte und weiter Richtung Osten über einen wunderschönen Gratweg hinauf zur markanten Soiernspitze (2257m), dem höchsten Berg der Soierngruppe, leitete. Bei einer ausgedehnten Rast genossen wir eine Karwendelschau par excellence, das Wettersteingebirge mit Zugspitze sowie über den Walchensee ins Oberland .
Felsig und alpin ragten die großen Gipfel des Karwendels vor uns auf, während wir auf Pfadspuren über Schrofen und Geröll den Südostrücken des mächtigen Gipfelhangs in zahlreichen Serpentinen hinabstiegen.Ausnahmslos über südseitiges Gelände marschierten wir bei großer Hitze zum Hirzeneck,von dort auf einem schönen Pfad durch herrlichen Mischwald hinunter zur Vereiner Alm wo wir unseren hohen Flüssigkeitsverlust wieder ausgleichen konnten.Zu unserer Überraschung trafen wir dort unseren ehemaligen Pfarrer Michael Wehrsdorf, der dort zufällig eine Bergmesse hielt.Die Musik spielte zünftig auf und lud zum gemütlichen Sitzenbleiben bei Kaffee und Kuchen ein.Doch irgendwann muss man auch den schönsten Rastplatz wieder verlassen, hatten wir doch noch den dreieinhalbstündigen Übergang durch das steile Wörnerkar mit nochmals 600 Höhenmeter Aufstieg zum Wörnersattel und anschließendem Abstieg zur Hochlandhütte zu bewältigen. Nach Beratungen entschieden wir uns wegen der großen Hitze und der etwas vorgeschrittenen Zeit für den einfacheren Wegverlauf über die Rehbergalm.
Auf diesem langen aber landschaftlich abwechslungsreichen Hüttenübergang führte uns der Weg meist durch schattigen Mischwald und war deshalb hervorragend für den heißen Sommertag geeignet, hinauf zum Rehberg, wo wir natürlich noch einen Schwenk zur Rehbergalm machten.
Zum finalen Endspurt wanderte die Gruppe auf einem Pfad in anregendem Auf und Ab von der Alm besonders aussichtsreich in die imposante Nordflanke des Wörner und erreichte auf den letzten ebenen Metern entspannt und voller Vorfreude die Hochlandhütte. Sie liegt malerisch auf einer kleinen Bergwiese auf 1630 m mit herrlichem Blick auf Mittenwald, das Karwendel und das Wetterstein mit Zugspitze.
Die gemütliche kleine Hütte bot sehr schöne Plätze zum Verweilen und Zusammensitzen. Unsere Truppe ließ sich auf der Sonnenterasse mit gutem Essen und Trinken verwöhnen und am Abend konnten wir einen nicht alltäglichen traumhaften Sonnenuntergang bewundern.
Von der Hochlandhütte starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück in unsere dritte Tagesetappe. Geplant hatte ich eigentlich eine Gruppenteilung und für die sportliche Truppe den anspruchsvollen Wörner als alpinistisches Highlight ausgewählt. War es die Hitze oder die 1700 Höhenmeter Abstieg nach Mittenwald,oder beides, die abschreckten? Jedenfalls wollte niemand den mächtigen Wörner ins Visier nehmen und wir starteten gemeinsam zum Predigtstuhl.
Von der Hütte wanderten wir durch eine Latschenzone in die Geröllfelder des Mitterkars.
Der perfekt markierte Steig verlief durch recht anspruchvolles Gelände in eine mit Drahtseil gesicherte splittrige Felsrinne zum kleinen Absatz am Predigtstuhl (1975m).Es ist kein Gipfel im eigentlichen Sinne,sondern ein Absatz im Westgrat der Tiefkarspitze mit sehr schöner Aussicht. Wie auf einer Kanzel standen wir dort oben und konnten aus einer eindrucksvollen Perspektive die karge, wilde Felslandschaft betrachten.Steil ging es durch Grasschrofen hinunter durch den Schotter des Dammkars und weiter zur Dammkarhütte wo wir bei der Einkehr nochmals die unglaubliche Szenerie genossen. Das schuttgefüllte Kar wird von imposanten Felswänden und unzugänglichen Gipfeln flankiert. Auf dem Ochsenbodensteig marschierten wir bei hochsommerlichen Temperaturen nach Mittenwald.
Nach dem Check-in im Hotel Post traf sich die Gruppe am späten Nachmittag zum Rundgang durch das touristische Mittenwald.Im einundzwanzigsten Tourenjahr wurde eine Zeitenwende eingeleitet.Hotelübernachtung,am Nachmittag gemütlich in einem netten Lokal auf einen Aperol in der Fussgängerzone zusammen sitzen, das hat es bisher bei meinen Touren noch nie gegeben. Allen hat es gut gefallen und den Tag ließen wir bei gutem Essen und Trinken im Traditionsgasthaus Alpenrose ausklingen.
Ein fantastisches Frühstücksbufett stärkte uns am letzten Tag für die Überschreitung von Herzogstand und Heimgarten.Wir fuhren von Mittenwald zum Walchensee Unter geistlicher Begleitung starteten wir unsere Panoramatour der Extraklasse am Parkplatz der Herzogstandbahn am Walchensee.
Der Weg führte uns am Anfang in unterschiedlich langen Serpentinen schattig aufwärts.Teils an steilen Grashängen,später zunehmend über felsigen Boden schlängeln wir uns in angenehmer Steigung hinauf zur urigen Heimgartenhütte, wo wir die ausgedehnte Gipfelrast bei überwältigender Fernsicht auf das nahe Karwendelgebirge, das Estergebirge, sowie das Wetterstein mit Zugspitze genossen.
Der Gratweg führte uns wunderschön durch Latschengassen und felsige teils seilversicherte Passagen in ständigem Auf und Ab zum Herzogstand. Fein säuberlich aufgereiht präsentierten sich Ammersee,Staffelsee,Starnbergersee und in unmittelbarer Nähe der Kochelsee sowie im Osten der Walchensee.
Den Abstieg verkürzten wir hitzebdingt bequem mit der Seilbahn ins Tal um im herrlichen glasklaren Walchensee noch baden zu gehen. Im nahegelegenen Gasthaus beendeten wir die Tour mit einer gemütlichen Einkehr und machten uns rundum zufrieden an die Heimreise.
Es waren sehr heiße, abwechslungsreiche Tage in einem herrlichen Tourengebiet, mit vielen schönen Eindrücken, tollen Momenten und wie immer einer harmonischen Gruppe!
Bericht: Rita Kramhöller
Fotos: Rita Kramhöller und Astrid Prestel