Home > Publications > In sieben Tagen auf Singletrails ums Matterhorn

Das Matterhorn ist einer der weltweit bekanntesten Berge und seine Umrundung gehört zu den attraktivsten Mountainbike-Routen der Alpen. Die Route führt vorbei an allen bekannten Walliser Berggipfeln. Start und sogleich Ziel unserer MTB-Reise war Châtillon im Aostatal.

Bei den Bergbeissern gibt es trotz des schon etwas fortgeschrittenen Alters immer noch Teilnehmer, die die ganze Runde ohne Hilfsmittel (Bus, Seilbahn) absolvierten. Hier waren es 14.700 Hm und 378km. Die Gemütlicheren stiegen je nach Tagesform in die Seilbahn und den Postbus. So konnte die Runde bis auf 7.800 Hm abgespeckt werden.

Extrem hoch, extrem herausfordernd, extrem spektakulär – das ist die unbefestigte Rampe mit bis zu 30% Steigung im italienischen Aosta-Tal hoch zum Theodulpass. Für Mountainbiker ist das der höchste zu überwindende Übergang in den Alpen im Schatten des gewaltigen Matterhorns und der Monte Rosa. Tourstart waren je nach Gruppe entweder in Châtillon auf 549m, Breuil Cervinia auf 2.003m oder die Seilbahnstation Cime Bianche Laghi auf 2.831m. Ziel aller war die Theodulhütte auf 3.317m.

Von der Hütte aus konnte man die Skifahrer am Theodulgletscher gut erkennen. Zuerst über den flachen unteren Teil des Theodulgletscher, wegen der weichen Schneeauflage meist schiebend, führte der Weiterweg hinab ins schweizerische Zermatt. Ab der Bergstation Trockener Steg war es ein mit Wanderern gleichzeitig benutzter Weg. Durch Zermatt, vorbei an Alphornbläsern und Menschenmassen, ging es nur ganz langsam voran. Aber danach konnte noch ein schöner Trail das Mattertal hinaus nach Stalden begeistern.

Am nächsten Tag standen die Moosalpe über dem Rhonetal bei Visp auf dem Programm. Dabei waren wir auf Suonenwegen, Bewässerungswege oberhalb des Rhonetals, durchaus gefordert. Ziel dieses Tages war Oberems.

 

Noch im Schatten am Morgen danach fuhren wir ins Turtmanntal. Über den Meidpass, ein Anstieg vor der fantastischen Kulisse des Weisshorns, gelangten wir fahrend, schiebend und tragend. Am Horizont tauchten Zinalrothorn und Dent Blache auf. Wir waren jetzt im Val d‘Anniviers.

Am vierten Tag ging es von Zinal mit/ohne Seilbahn hinauf auf die Serebois 2.895m, ein toller Aussichtsberg für die 4.000er in der Umgebung. Die Abfahrt auf einem für MTB hergerichteten Trail hinab zum Stausee Lac de Moiry war sehr flüssig zu fahren. Unser Übernachtungsziel, die Berghütte Becs de Bosson sehen wir auf dem gegenüberliegenden Bergkamm. Diese wurde entweder nach einer Abfahrt über Grimentz oder direkter vom Stausee aus über den Pas de Lona erreicht. Auf beiden Routen zum Schluss mit Tragepassagen, die von Grimentz aber mit einer heiklen Schneefeldquerung. Vor uns eine phänomeale Bergkulisse und in der Hand ein kühles Bier, das wir zuvor im Schnee zur Abkühlung deponiert hatten. Die Berghütte Becs de Bosson mit 2.983m ist unbestritten einer der schönsten Orte des Wallis.

Nach einem tollen Sonnenaufgang machten wir uns an die Abfahrt. Von fast 3.000 Meter über Meer auf direktem Weg bergab ins Val d’Hérens auf 700m. Der erste Abschnitt führt durch eine steinig-hochalpine Gegend mit Blick zum Mont Blanc. Danach geht der Trail in steiles Wiesengelände über, schlängelt sich dann durch Alpenrosenfelder und steuert darauf in einen lichten Föhrenwald. Der Weiterweg zum Skiort Nendaz erfolgte entweder über den Monte Rouge bzw. mit Hilfe einer Seilbahn von Hermence aus.

Am Tag 6 wurde zuerst das Skigebiet oberhalb von Verbier mit/ohne Seilbahnhilfe angesteuert. Es war der erste Tag auf unserer Reise, an dem es gewittrig war. Trotzdem zeigte sich der Grand Combin mit seinem Serac-Balkon in unmittelbarer Nähe. Nach einer längeren Abfahrt auf Forstwegen, die geplanten Tails waren noch sehr nass, wurden wir ins Val de Banges durch eine Mure, die Anfang Juli abging, etwas ausgebremst. Über Umwegen erreichten wir Lourtier, das vermutlich noch länger in diesem Sommer nicht über die Straße erreichbar sein wird. Bei der Auffahrt zum Lac de Mauvoisin, der über einen 800 m langen Tunnel führt, nutzten wir diesen um das letzte Gewitter auszusitzen.  Auf dem Weiterweg entlang des Sees fühlt man sich nach Schottland versetzt. Wir übernachteten auf der neu renovierten Cabane de Chanrion, die auch Etappenziel der berühmten Skitour Haute Route von Chamonix nach Zermatt ist, nicht ohne vorher ein Bad im Hüttensee zu nehmen.

Die letzte Etappe führt uns zurück nach Italien über den Fenêtre de Durand 2.797m.  Nach einer Schiebepassage mit Blick auf die umliegenden Gletscher und Seen gelangen wir auf eine Hochebene über dem Aostatal. In rasanter Fahrt ging es über Valpelline hinunter nach Aosta. Die Rückfahrt auf dem Aostatalradweg gestaltete sich schwieriger als erwartet. Bei der vorhergehenden Überschwemmung wurde der Radweg zum Teil durch Flusssand unpassierbar. Dennoch erreichten alle 20 Teilnehmer glücklich, unverletzt, müde und mit vielen neuen und tollen Eindrücken unseren Ausgangspunkt in Châtillon im Aostatal.

Bericht: Wasti Stoib

Bilder: Teilnehmer Matterhornrunde