Österreich- Böhmische Grenztour
Nachdem im letzten Jahr die geplante Tour wegen absehbarer Wetterkapriolen abgesagt werden musste, war die heurige Ausführung mit dem Motto versehen:
Es wird bei jedem Wetter gefahren! Gott sei Dank fiel die Ausfahrt genau in die langanhaltende Schönwetterperiode, das heißt, dass die Regenkleidung nicht in den Rucksack musste, weshalb dieser etwas leichter war.
1. Tag
Pünktlich im 04:30 machten sich Ali Bernhard, Eckhard Krieger, Sepp Schneider und Wolfgang Erler mit dem Auto auf den Weg nach Freistadt im Waldviertel und schon um 07:10 saßen wir auf den Rädern auf der Europastraße Richtung Grenzübergang Wullowitz. Diese Europastraße mussten wir uns bis Kaplice (früher Kaplitz) mit relativ starkem Autoverkehr teilen. Dort verließen wir die Hauptstraße und es begann eine landschaftlich und radltechnische Genußfahrt: Entlang kleiner Flussläufe und der Landschaft angepasster (aufi und owi), gut ausgebauter und ruhiger Straßen ging es nach Osten über Besednice (Bessenitz), Borovany (Forbes) durch den Bezirk Budweis. Die nächste größere Stadt war das an einem großen See gelegene Trebon (Wittingau). Von dort aus hatten wir wieder das zweifelhafte Glück, eine weitere Europastraße benützen zu dürfen, die E551. Allerdings konnten wir auf dieser wieder etwas für den „Schnitt“ tun: über Straz nad Nezarkou (Platz an der Naser) ging es mit hoher Geschwindigkeit bis Lasenize (Lassenitz). Dort durften wir den „Highway“ verlassen und es begann wieder ein traumhaft schöner Abschnitt: Aufi, Owi, links und rechts in kurzer Folge ging es über Cimer (Schamers) nach Nova Bystrice (Neubistritz). Kurz nach dieser Ortschaft folgte einer der Höhepunkte des Tages: Wegen eines Brückenbaus war die Straße gesperrt und die ausgeschilderte Umleitung hätte unseren Tagesplan sauber durcheinander gebracht. Ali fand dann eine Möglichkeit die Sperrung zu umgehen: Die Bergbeißer waren erstmals mit den Rädern auf Schienen unterwegs! Langsam macht sich bei Allen ein Hungergefühl breit und in der nächsten größeren Stadt, nämlich Slavonice (Zlabings) gab es endlich die Möglichkeit „nachzutanken“. In einer der Wirtschaften auf dem schönen Stadtplatz konnten wir ein gutes Mittagessen und auch ein kleines „Original Budweiser“ genießen. Nach der (gefühlt) viel zu kurzen Mittagspause ging es durch Südmähren weiter über Pisecne (Piesling), Vratenin (Fratting) und Podhrady nad Dyji an die Thaya, nun schon im Bezirk Znaim. Vranov nad Dyji (Frain) war der nächste Höhepunkt unserer Fahrt. Dort besichtigten wir das gleichnamige Barockschloß. Weiter ging es aus dem Flusstal wieder heraus in den Thaya-Nationalpark durch den uns eine schattige Abfahrt zum Grenzübergang Hardegg und damit wieder nach Österreich führte. Das Tagesziel Retz war nun nicht mehr weit. Wir erreichten es über Merkersdorf und Niederfladnitz nach einer 4km langen Abfahrt. 210 Kilometer und 2400 Höhenmeter zeigte die Technik für diesen Tagesabschnitt an. Mit einem sakrisch guaden Abendessen beendeten wir diesen Tag.
2. Tag
Pünktlich um 07:00 bekamen wir am anderen Morgen unser Frühstück serviert: Alles was man halt vor Beginn einer langen Etappe verzehren möchte und als Höhepunkt selbergemachte Marillenmarmelade. Wie gewonnen, so zerronnen: die 4km-Abfahrt vom Vortag mussten wir gleich zum Start wieder bergauf fahren. Das diente aber auch gleich als gute Aufwärmeinheit. Die Straße wand sich durch riesige Getreidefelder in leicht welligem Gelände. Weitersfeld, Japons, Groß-Sieghart, Grafenschlag und Vitis wurden passiert. Das Waldviertel hatte uns fest im Griff. Über Schrems näherten wir uns wieder der Landesgrenze und nach dem Übergang Neu-Nagelberg waren wir wieder in Böhmen. Die erste Ortschaft hieß Nove Hrady, das frühere Gratzen. Dort ließen wir uns ein wiederum sehr gutes Mittagessen mit dem obligatorischen Glas Bier schmecken. Nach dieser Pause ging es weiter über Horni Stropnice (Strobnitz), Pohorska Ves (Theresiendorf) in den Bezirk Krummau. Mittlerweile ging es wesentlich mehr bergauf als bergab. Wir waren schon auf über 700m Höhe angelangt. Malonty (Meinetschlag), Rychnov nad Malsi (Reichenau) waren die letzten Orte, bevor sich in Dolni Dvoriste (Unterhaid) der gestern begonnene österreichisch-böhmische Kreis wieder schloß. Über Wullowitz und Rainbach im Mühlkreis erreichten wir nach zurückgelegten 170 km und 2100 Hm gegen 15:30 wieder unseren Ausgangspunkt in Freistadt.
Nach einjähriger Pause war dies wieder eine der legendären „Ali-Zweitagestouren“ die einen der Höhepunkte des Bergbeißerjahres darstellen. Daß diese Tour auch noch Pannen- und unfallfrei abgelaufen war freute alle vier Teilnehmer.
Wolfgang Erler