Home > Publications > Tittmoninger Skibergsteiger unterwegs in den Münstertaler Alpen

Er ist über 3.000m hoch und hat sich fast 1.000 Tage unserer Besteigung verweigert: Der Piz Sesvenna in den Münstertaler Alpen. Nach zwei pandemie-bedingten Verschiebungen war es am 17. März 2022 endlich so weit. Neun Skibergsteigerinnen und Skibergsteiger der Sektion Tittmoning machten sich unter der Leitung von Peter Schauer auf den Weg nach Schlinig (1738m), wo der Aufstieg zur Sesvenna Hütte (2256m) beginnt. Zunächst gemütlich einer Langlaufloipe entlang, dann aber steiler werdend auf einem Wanderweg, der zum Teil schon ziemlich ausgeapert war, so dass zeitweise auch noch die Ski geschultert werden mussten.

Nach zwei Stunden war die herrlich gelegene Hütte mit ihrer einladenden Sonnenterrasse erreicht. Wir widerstanden heldenhaft allen Ver

suchungen und nahmen nur die mitgebrachte Brotzeit und ein erstes Getränk zu uns… Befreit vom zusätzlichen Übernachtungsgepäck ging’s weiter Richtung Piz Rasass. Leider verhüllte die vom Saharasand geschwängerte Luft nicht nur den 2.941m hohen Gipfel, sondern auch die Aussicht in die umliegenden Berge.

Zurück auf der Sesvenna Hütte bezogen wir die reservierten, mit eigenem Bad & WC gut ausgestatteten Mehrbett-Zimmer. Die dem Südtiroler Alpenverein gehörende Schutzhütte verfügt über einen gemütlichen Gastraum und einen großen Nebenraum, der für Gruppen vorgesehen ist. Den Hüttenwirtsleuten Michaela, Markus mit Jungs und Team macht das Wirtschaften wirklich Spaß. Allabendlich werden die Gäste mündlich über das 4-Gänge-Menü informiert, das nicht nur aus regionalen Produkten zubereitet wird, sondern auch die Speisen der Region umfasst. Vorbildlich und schmackhaft.

Trotz der angekündigten Wetterbesserung zeigte sich am nächsten Morgen die Hütte wieder in Nebel gehüllt, den wir aber auf dem Weg

nach oben schnell durchbrachen. Wir hatten uns Richtung Piz Rims aufgemacht, den ersten Dreitausender der Tage. Leider versperrte uns auf dem Gipfel wieder eine Nebelbank die Sicht, die sich aber bei der rassigen Abfahrt verzog. Sogleich fiel den Ambitionierten eine Rinne in den Blick, die sie zum Aufstieg auf den Schadler (2948m) führte. Die Zusatzmühen wurden durch eine herrliche Firnabfahrt belohnt.

Nach kurzer Nacht weckten uns die lang versprochenen Sonnenstrahlen und wir konnten schon beim Frühstück auf einem gegenüberliegenden Felssporn Steinböcke bei Rangkämpfen beobachten. Bei dem Kaiserwetter bot sich die lang ersehnte Königstour auf den Piz Sesvenna an: über die Fuorcla Sesvenna (2824m) ging es hinab auf den Sesvenna-Ferner, der sich Richtung Gipfel zieht. Dank der guten Verhältnisse konnten wir den Direktzustieg mit Ski wagen, der nur auf den letzten 50 Höhenmeter zu Fuß zu bewältigen ist. Wir wurden mit einem atemberaubenden Rundblick belohnt: von Ortler im Süden  über die engadiner Berge im Westen bis zur Weißkugel im Osten

Über den steilen Abstieg ging’s zurück zum Ski

depot und auf die herrliche Abfahrt über den Sesvenna-Ferner, der noch viel länger hätte sein können… Wieder aufgefellt ging es über die Fuorcla Sesvenna zum Schadler, Piz Rims zum Piz Christanas (3091m), ein nicht weniger beeindruckender Aussichtsberg, der Einblicke in die legendäre Uina-Schlucht gab. Nach 1.700 Höhenmeter zurück auf der Hütte standen Café und Kuchen auf dem Programm, welches am Abend von zwei Teilnehmern auch noch musikalisch gestaltet wurde. Einen herzlichen Dank an unsere Gitarristin Claudia und den Ziach-Spieler Simon!

Wehmütig packten wir am 4. Tag unsere Sachen, der Abschied aus dem bei weitem noch nicht ausgegangenen Tourengebiet stand an. Zuvor machten wir uns aber – wieder bei herrlichem Sonnenschein und Fernblick – noch einmal Richtung Piz Rasass auf. Aufgrund der kalten Nacht und der eisigen Bedingungen suchten w

ir eine Süd-Ost-Abfahrt, die uns am Craist Ota (Hahnenkamm) ins Auge stach. Über einen teils aperen, steilen Rücken ging es noch einmal auf gut 2.800m. Die steile Abfahrt hielt, was sie versprach und bot noch einmal höchsten Abfahrtsgenuss.

Zurück auf der Sesvenna Hütte konnten wir uns einem letzten Café nicht versagen, bevor wir uns mit dem wieder aufgeladenen Übernachtungsgepäck auf die Talabfahrt machten. Sonnenbeschienen erwies sie sich besser als gedacht und wir konnten – bis auf eine kurze Tragestelle – auf bestem Firn geschmeidig ins Tal schwingen. Wohlbehalten gelangten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Schliniger Parkplatz an und machten sich mit einem Lächeln im Gesicht/in den Augen auf den Weg in die Heimat zurück.

Bericht: Claus Schäfer

Bilder: Peter Schauer